Silopiya: Gedenken an ermordete Revolutionärinnen

Die TJA und der HDP-Frauenrat haben mit einer Gedenkveranstaltung an die Frauenmorde von Silopiya und Paris erinnert.

Mit einer Gedenkveranstaltung haben die Bewegung Freier Frauen (TJA) und der HDP-Frauenrat an die beim Widerstand für demokratische Autonomie am 4. Januar 2016 von türkischen Sicherheitskräften im nordkurdischen Silopiya (tr. Silopi) ermordeten Politikerinnen Fatma Uyar (DBP), Sêvê Demir (KJA) und Pakize Nayır (Ko-Vorsitzende des Volksrates Silopiya), sowie an die in Paris ermordeten Revolutionärinnen Sakine Cansız (PKK-Gründungsmitglied), Fidan Doğan (KNK) und Leyla Şaylemez (kurdische Jugendbewegung) erinnert.

An der Gedenkveranstaltung im Gebäude des HDP-Kreisverbands in Silopiya nahmen Angehörige der Ermordeten, die HDP-Abgeordneten Nuran Imir und Hasan Özgüneş sowie Aktivistinnen der TJA und der Initiative der Friedensmütter teil.

„Blutvergießen kann gestoppt werden, wenn Mütter sich die Hände reichen“

Nach einer Schweigeminute erklärte die Mutter von Sêvê Demir, Sakine Demir: „Ich verfluche die Femizide. Noch immer sind es die Tränen von Müttern, die vergossen werden. Mütter werden wieder zu Opfern. Ich bin davon überzeugt, dass das Blutvergießen gestoppt werden kann, wenn sich die Mütter die Hand reichen. Die Mütter müssen sich erheben und dem Morden Einhalt gebieten. Ich bin davon überzeugt, dass es zu Frieden, Ruhe und Schönheit in diesem Land kommen wird, denn überall findet Widerstand statt. Der Frieden ist nah. Ich verurteile die Inhaftierung von Leyla Güven und grüße alle Gefangenen, die im Hungerstreik sind.“

Im Anschluss ergriff die HDP-Abgeordnete Nuran Imir das Wort. Die Politikerin erklärte zunächst, dass die kurdische Gesellschaft einen historischen Prozess durchlaufe. „Es hat viele Menschen gegeben, die wir in dieser Phase verloren haben. Sie waren es, die uns einen neuen Weg für den Kampf eröffnet haben.“ Imir wies neben den Morden an den sechs Revolutionärinnen auf eine Vielzahl von staatlichen Femiziden hin, die sich explizit gegen kurdische Frauen richteten: „Das Regime hat viele unserer Mitstreiterinnen ermordet. Sie sind ins Visier genommen worden, weil der Freiheitskampf des kurdischen Volkes mit anderen Staaten in diplomatische Kontakte getreten war. Es ist kein Zufall, dass nach dem Oslo-Prozess 2009 drei kurdische Frauen in Paris ermordet wurden.“

„Unsere Antwort ist es, nicht zu zurückzuweichen“

Nur durch den Kampf sei es möglich, dem Gedenken an die ermordeten Frauen gerecht zu werden, fuhr Imir fort. „Unsere Pflicht ist es, unsere Rechte einzufordern. Wir müssen zusammen auf dieser Grundlage gegen den Faschismus kämpfen. Wir werden den Kampf, den uns die Gefallenen hinterlassen haben, fortsetzen. Das versprechen wir hier ein weiteres Mal. Unsere Antwort ist es, nicht zu zurückzuweichen. Niemand soll fragen, warum wir einen so hohen Preis zahlen, wie haben diesen Preis für ein freies Land bezahlt.“

2013: Die Morde von Paris

Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez wurden am 9. Januar 2013 im Auftrag des türkischen Geheimdienstes MIT im Kurdistan-Informationszentrum erschossen. Sakine Cansız war Mitbegründerin der PKK und galt bereits zu Lebzeiten als „lebende Geschichte“ des kurdischen Frauenbefreiungskampfes. Fidan Doğan war langjährige Vertreterin des KNK (Kurdistan Nationalkongress) in Paris, Leyla Şaylemez war eine Aktivistin der kurdischen Jugendbewegung. Der Täter Ömer Güney, ein Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes MIT, starb vor Prozessbeginn an einem Hirntumor in einem Pariser Krankenhaus.

2016: Während Ausgangssperre hingerichtet

Im Dezember 2015 wurde in Silopiya in der Provinz Şirnex (Şırnak) eine Ausgangssperre verhängt. Am 4. Januar 2016 wurden Sêvê Demir, Pakize Nayır und Fatma Uyar in der Kreisstadt von türkischen Sicherheitskräften ermordet. Es folgte eine über mehrere Monate andauernde Militärbelagerung in weiteren kurdischen Städten, darunter Nisêbîn (Nusaybin) und Amed (Diyarbakir), der Hunderte Menschen zum Opfer fielen.