Mit der Übergabe Afghanistans an die Taliban hat sich die Situation von Frauen drastisch verschlechtert. Überall werden Frauen jetzt Vorschriften nach der Scharia-Auslegung der Taliban aufgezwungen. Zuwiderhandlungen werden mit drakonischen Strafen verfolgt. Dagegen gibt es Widerstand. Die Frauen ziehen dabei Inspiration und Kraft aus den Kämpfen in Rojhilat (Ostkurdistan/Iran) und Rojava (Westkurdistan/Syrien).
„Afghanistan ist derzeit der gefährlichste Ort für Frauen“
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur ANHA äußert sich Shakofa Selaab von der Revolutionären Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA) zum Frauenkampf unter den Taliban. Shakofa Selaab beschreibt Afghanistan als gefährlichsten Ort für Frauen auf der Welt. Die derzeitige Situation von Frauen sei alarmierend. Selaab fasst die Verbote, die die Taliban seit dem ersten Tag ihrer Machtübernahme gegen Frauen verhängt haben, wie folgt zusammen: „Mädchen durften nicht mehr zur Schule gehen, Frauen wurden von ihren Arbeitsplätzen verwiesen. Schließlich wurde den Frauen der Besuch von Parks und Sportvereinen verboten.“ Die Aktivistin berichtet, dass afghanische Frauen ermordet wurden, weil sie gegen das Taliban-Regime protestiert haben, und dass Frauen nicht die einzigen Opfer dieses Regimes sind. Sie klagt die Taliban an: „Diese Extremisten mit ihrer mittelalterlichen Mentalität zerstören jede Spur von Menschenwürde, Freiheit und Demokratie.“
„Frauen werden nicht als menschliche Wesen betrachtet“
Selaab fährt unter Hinweis auf die Dimension der Verbrechen an Frauen fort: „Die afghanischen Frauen sind mit frauenfeindlichen Fundamentalisten konfrontiert, die Frauen nicht als menschliche Wesen anerkennen. Zusätzlich zu den von der Scharia vorgeschriebenen Strafen wie Hinrichtung, Gefängnis, Folter, Entführung und Tötung gibt es auch alle Arten von Folter und Barbarei, die von den Medien zensiert werden.“ Dennoch gäben die Frauen nicht auf. Neben Demonstrationen und Kundgebungen fänden weiterhin geheime oder halbgeheime Bildungsaktivitäten statt, um Frauen zu mobilisieren und zu organisieren.
„Der Widerstand von Rojava und Rojhilat gibt uns Hoffnung“
Für die Frauen in Afghanistan sei der Widerstand von Rojava und Rojhilat eine große Inspiration, sagt die Aktivistin und fährt fort: „Aufgrund der Beteiligung von unterdrückten Frauen, Männern, Studierenden, Lehrer:innen, Arbeiter:innen und den verschiedenen Minderheiten glauben wir, dass die gegenwärtige Revolution im Iran und in Rojhilat stärker ist als der Arabische Frühling und den iranischen Herbst in einen fröhlichen Frühling verwandeln wird. Frauen an der Spitze der Demonstrationen zu sehen, gibt uns mehr Kraft denn je, gegen die brutalen Taliban zu kämpfen. Die einzige Möglichkeit, das frauenfeindliche System zu ändern, besteht darin, das Bewusstsein zu schärfen, sich zusammenzuschließen und furchtlos zu kämpfen.“ Abschließend ruft Selaab alle Frauen auf, sich weltweit zusammenzuschließen und ihre Stimme gegen faschistische und frauenfeindliche Regime zu erheben.