Seminare zum 25. November in Europa

In mehreren europäischen Städten fanden am vergangenen Sonntag weitere Aktivitäten zum Internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen statt.

In Berlin führte der Frauenrat DEST-DAN eine Veranstaltung unter dem Motto „Frauen, Gewalt und Lösung“ in den Räumlichkeiten von NAV-DEM durch. Die Kovorsitzende des KNK, Nilüfer Koç, erläuterte in ihrem Redebeitrag, dass sie kurdische Frauen nicht als Opfer von männlicher und staatlicher Gewalt betrachtete, sondern das Augenmerk vielmehr auf den dagegen geleisteten Kampf und Widerstand legen würde.

Demokratische Kultur als Gegenmittel zur Gewalt

Nilüfer Koç ging in ihrem Vortrag weiterhin auf die strukturelle Gewalt ein, von der Frauen weltweit betroffen sind: „Gewalt und Herrschaft hängen miteinander zusammen. Neben unmittelbarer Gewalt wird auch Gewalt angewandt, indem der Wille von Frauen gebrochen wird. Warum wendet der Staat Gewalt gegen uns an? Weil er will, dass wir so sind, wie er es vorsieht. Das gleiche gilt für Männer. Dafür werden alle Werte benutzt, die in der Gesellschaft als heilig gelten. Das Gegenmittel ist der Aufbau einer demokratischen Kultur. Durch unseren Kampf gibt es inzwischen Frauenhäuser, Frauenräte, Frauenkommunen, Frauendörfer, Frauenparteien und sogar Frauenarmeen. Die Frauen haben ihre Schicksalsergebenheit endlich überwunden.“

Die patriarchale Denkweise überwinden

An der Universität Hamburg fand am Sonntag eine Veranstaltung vom Frauenrat Rojbin statt. Die Veranstaltung wurde von Leyla Kaya moderiert. Als Rednerinnen nahmen die HDP-Abgeordnete Tuğba Hezer und Haskar Kırmızıgül von der Jineolojî-Akademie teil.

Haskar Kırmızıgül erklärte in ihrem Eingangsstatement, dass Jineolojî eine Lebensphilosophie sei: „Um ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern herzustellen, muss die Jineolojî in der Gesamtgesellschaft verbreitet werden. Jineolojî ist gleichzeitig eine alternative Lebensform gegen die kapitalistische Moderne. Wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Freiheit, die uns von der kapitalistischen Moderne angeboten wird, eine Täuschung ist, und was wirkliche Freiheit bedeutet. Die erste Ungleichheit in der Geschichte resultiert daraus, dass Frauen zu einem Geschlecht zweiter Klasse deklariert wurden. Mit dieser Ungleichheit wurde auch das Gleichgewicht der Natur zerstört. Das Verhältnis zwischen Frauen und Männer wurde bisher immer auf einer falschen Basis aufgebaut. Wir kämpfen dafür, eine richtige Grundlage zu erschaffen. Als Frauen brauchen wir dabei keine Unterstützung. Frauen können sich mit freiem Willen selbst schützen und verteidigen.“

Tuğba Hezer erklärte in ihrem Redebeitrag, dass es darum gehe, eine Antwort auf die Frage „Wie leben?“ zu finden: „Die Frauenfrage ist eine seit Tausenden Jahren blutende Wunde. Wir müssen holperige Wege gehen, um zu unserer eigenen Wahrheit zu finden. Die Geschlechterfrage ist ein universelles Problem. Ohne die Widersprüche zwischen den Geschlechtern zu begreifen, können wir nicht frei sein. Wir lehnen die Rollen ab, die uns von der Gesellschaft auferlegt werden. Die Rolle, die Frauen zugestanden wird, bedeutet Versklavung. Wir müssen zu Gewalt nicht schweigen. Für Männer ist es der größte Albtraum, wenn Frauen sich aus freiem Willen bewegen. Indem sie Frauen versklaven, wollen sie diese Gefahr umgehen. Und der Staat gibt ihnen dafür die nötige Unterstützung.“

Im Anschluss an die Diskussion folgte ein Musikbeitrag der Sängerin Serap Mutlu Barak.

Weitere Veranstaltungen zum Thema „Leben in freier Partnerschaft“ fanden in Wuppertal sowie in Schweden in Soderhamn, Gavle, Örebro und Stockholm statt.

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