Proteste gegen Gewalt gegen Frauen in Hannover

Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen ist politisch. Es hättest auch Du sein können!“, fand in Hannover eine Demonstration gegen patriarchale Gewalt statt.

Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen gingen überall auf der Welt Frauen auf die Straße, um gegen jegliche Form der Diskriminierung sowie psychische und körperliche Gewalt gegenüber Frauen zu protestieren. Auch in Hannover setzten Frauen ein entschlossenes Zeichen der Einheit und demonstrierten gegen patriarchale Gewalt. Eingeleitet wurde die Demonstration am gestrigen Samstag in der Innenstadt der niedersächsischen Hauptstadt mit einer Kundgebung, an der sich Vertreterinnen von Fraueneinrichtungen und Institutionen mit Redebeiträgen beteiligten. Bevor sich der Protestmarsch in Bewegung setzte, wurde unter lila Fahnen und Transparenten eine Schweigeminute für die Gefallenen eingelegt.

An der Demonstration nahmen neben dem Verein der Föderation der ezidischen Frauenräte (TAJÊ), die Frauenbewegung TJK-E, die Frauenräte aus Hannover und Salzgitter mit ihren Kommunen, Kommissionen und Komitees, wie auch deutsche feministische Initiativen teil. ANF machte Interviews mit einigen der Teilnehmerinnen.

„Lasst uns die Stimme der Frauen sein, die nicht hier sein können“

Zelal Çifçi: „Wir sind hier heute aufgrund der Gewalt gegen Frauen zusammengekommen. Diese Demonstration richtet sich gegen physische und psychische Gewalt. Überall müssen Frauen am 25. November auf die Straße gehen, und die Stimme der Frauen sein, die an diesem Tag nicht auf die Straße können. Wir müssen die Stimme der Frauen und Kinder sein, denen sexuelle Gewalt widerfährt. All unsere Freundinnen und Genossinnen laden wir ein, an unseren Aktionen teilzunehmen.“

„Wir wollen ein gleichberechtigtes Leben“

Xeco Donma von der Frauenkommune Şehîd Meryem erklärte: „Wir akzeptieren die Frauenselbstmorde nicht. Wir wollen nicht, dass die Frau eine Sklavin ist. Wir wollen ein gleichberechtigtes Leben. Der Tod ist keine Alternative, es gibt andere Wege. Selbstmord ist nicht richtig.“

„Wir lassen uns nicht zu Sklavinnen irgendeines Systems machen“

Gulistan Kobanê vom Frauenrat Şehîd Ronahî: „Die Kämpferinnen der YPJ, die sich selbst und ihr Volk verteidigen, brauchen unsere Unterstützung. Wir werden ihnen den Rücken stärken, wir werden sie niemals allein lassen. Sie haben sich niemals ergeben. Sie haben die Unterdrückung zurückgewiesen und die Sklaverei nicht hingenommen. Wir werden uns ebenfalls befreien. Wir sind niemandes Ware oder Besitz. Wir haben die klassische Frauenrolle hinter uns gelassen. Dieses schmutzige System der Männerherrschaft wurde durchbrochen. Wir akzeptieren die Sklaverei nicht und werden immer gegen diese Unterdrückung einstehen. Wir werden niemals der Sklaverei des Systems dienen.“

„Wir wollen uns eigene Institutionen aneignen und uns organisieren“

Xetice Gonen von der Şehîd-Meryem-Frauenkommune, die gleichzeitig auch Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftszentrums von Hannover ist, sagte: „Früher ermordete die patriarchale Mentalität die Frauen oder steckte sie in Gefängnisse. Diese Mentalität existiert immer noch, nur die Taktiken haben sich geändert. Sie bringen uns nicht um, sie bringen uns dazu, uns selbst zu töten. Und sie erhalten keine Strafe. Unser Tod interessiert sie nicht einmal. Wenn wir unseren Kummer den kurdischen Einrichtungen in den Städten, in denen wir leben berichten, dann nehmen die Todesfälle ab. Deswegen müssen wir uns unsere Institutionen aneignen und ihnen Wert beimessen, wir müssen uns organisieren.“