Polizei blockiert Frauendemonstration in Amed

Die Demonstration zum Tag gegen Gewalt an Frauen sollte von Amed-Sûr bis Ofis gehen. Der Protest wurde jedoch von der Polizei gestoppt.

Die Dicle-Amed-Frauen-Plattform (DAKAP) hatte für gestern eine Demonstration zum 25. November organisiert. Diese sollte vor dem Gebäude der Demokratischen Partei der Völker in Amed-Sûr starten und dann in das Geschäftsviertel Ofis gehen. Die Polizei blockierte bereits den Auftakt in Sûr und versuchte zu verhindern, dass Frauen an den Startpunkt der Demonstration gelangten. Die Frauen stellten sich entschlossen dagegen und konnten es erreichen, doch noch an den Auftaktplatz zu gelangen. Vor dem Gebäude begann eine große Kundgebung. Die Frauen riefen „Jin, Jiyan, Azadî“ oder „Keine Barrikade gegen Frauen, sondern gegen Vergewaltigung“ oder „Schrei und rufe, alle sollen es hören – Schluss mit der Männergewalt.“ Die Menschenmenge wurde von der Polizei während der Auftaktkundgebung umstellt.

Währenddessen begannen die Redebeiträge. Die Sprecherin von DAKAP, Bahar Karakaş protestierte in ihrer Rede gegen die Repression und bezeichnete diese als ein „Beispiel der Gewalt des Staates“. Sie sagte: „Wenn wir beachten, dass der mächtige Widerstand der Frauen in der jüngeren Vergangenheit die Form der Regierung in vielen Ländern verändert hat, dann können wir besser verstehen, warum die Türkei heute alle möglichen Formen der Gewalt und der Missachtung gegenüber Frauen praktiziert. Der Widerstand der Frauen in der Geschichte der Türkei hat insbesondere durch den Kampf der kurdischen Frauen ein neues Tempo erreicht. Die AKP ist sich bewusst, dass dieser Kampf positive Veränderungen im Bewusstsein der Frauen herbeigeführt hat und hat in den vergangenen drei Jahren Schritt für Schritt den Ausnahmezustand zum dauerhaften Regime gemacht.“

Wir sind keine Familien, sondern Frauen, wir bestehen auf ein Frauenministerium“

Karakaş kündigte an, die Frauenbewegung werde weiterhin für die Einrichtung eines Frauenministeriums kämpfen und sagte: „Das Einzige, das ein Ministerium produzieren kann, welches Gewalt gegen Frauen als Einzelfall betrachtet, das Belästigung und Vergewaltigung legitimiert, das nach Entschuldigungen für Missbrauch sucht, das Hassmorde an LGBTI verteidigt, das eine Familie unter der Herrschaft des Mannes vorsieht, ist Frauenfeindlichkeit. Wir als Frauen gehen von der Grundlage der gesellschaftlichen Geschlechtergleichheit aus und bestehen auf einem Frauenministerium, das gemeinsam mit den Frauen Politik macht. Wir erkennen die Begrenzungen der Frau durch die AKP nicht an.“

Wir werden die Isolation beenden und das Leben befreien“

Karakaş schloss mit den Worten: „Wir als Frauen, die als erste in die Häuser eingesperrt wurden, sind uns am besten bewusst, worauf die Isolation, welche in Gestalt der Frau die Kinder und die Gesellschaft entmündigt abzielt. Wir sind uns dessen bewusst, dass sich das Isolationssystem von Imralı sich gegen Herrn Abdullah Öcalan und das von ihm entwickelte System der Frauenbefreiung richtet. Deswegen erheben wir heute an diesem 25. November unsere Stimme unter der Parole ‚Wir werden die Isolation beenden und das Leben befreien‘. Wir als Frauen werden unseren Kampf in der Gesellschaft gegen Prostitution, Drogenkonsum, sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Belästigung und Vergewaltigung verstärken. Wir werden uns der sexistischen und rassistischen Mentalität, welche Frauen dazu zwingen soll ihre Vergewaltiger oder in jungen Jahren zu heiraten, nicht beugen, wir werden Widerstand leisten. Wir Frauen kommen alle gemeinsam gegen dieses unterdrückerische und rachsüchtige System zusammen, denn wir wissen, dass wir gemeinsam stark sind und wir werden unsere Stimme und unsere Farben so lange verstärken, bis wir diese Umklammerung aus Dunkelheit durchbrechen. Wir haben das Recht darauf in Frieden und Ruhe, ohne jede Form von Gewalt, Belästigung, Vergewaltigung, Missbrauch, Frauenmorden und Krieg in einem gleichberechtigten, freien und demokratischen Land zu leben.“

Trotz aller Hindernisse kamen die Frauen nach Ofis

Am Ende ihrer Erklärung sagte Karakaş, dass diese Aktion der seit 18 Tagen im Hungerstreik befindlichen Ko-Vorsitzenden des DTK- und HDP-Abgeordneten Leyla Güven gewidmet ist. Güven befindet sich für die Aufhebung der Totalisolation Abdullah Öcalans im unbefristeten Hungerstreik. Zum Ende der Kundgebung weigerten sich die Frauen, einzeln wegzugehen. Die Polizei versuchte die Gruppe zu spalten, in sie einen Teil der Frauen einkesselten, während der andere Teil der Frauen gehen sollte. Die Frauen standen aber solidarisch zusammen und so war die Polizei gezwungen, den Kessel aufzuheben.

Die Frauen kamen daraufhin erneut in Ofis zusammen und führten dort eine Kundgebung durch. Sie erklärten, ihr Ziel sei es gewesen bis dorthin zu laufen, und sie würden sich niemals dem Staat oder den Männern beugen. Die Aktion endete mit Parolen.