Platz in Rennes wird nach Fidan Doğan benannt

Vor zehn Jahren wurde Fidan Doğan in Paris von einem Auftragsmörder des türkischen Staates erschossen. Im bretonischen Rennes soll nun ein Platz nach ihr benannt werden – um sie zu würdigen und zur Feminisierung der Stadt beizutragen.

Auf den Straßenschildern Frankreichs herrscht ein krasses Missverhältnis zwischen den Geschlechtern. Personen, die in französischen Städten mit einem Straßennamen geehrt werden, sind im Durchschnitt zu rund 90 Prozent Männer. Diese Tatsache ist historisch bedingt; erst im 19. Jahrhundert wurden erste Frauen zu Namensgeberinnen für öffentliche Orte. Auch in Rennes, der Hauptstadt der Bretagne in Nordwestfrankreich, gibt es zu wenige Straßen und öffentliche Plätze, die nach Frauen benannt sind. Im Vergleich zum nationalen Durchschnitt liegt die Quote dort jedoch bei derzeit 14 Prozent.

Der Stadtrat von Rennes hat bereits in den 70ern entschieden, an diesem Ungleichgewicht etwas zu ändern und die männlich geprägte Erinnerungskultur in Frage zu stellen. Seit einigen Jahren nun wird bei neuen Namensgebungen oder Umbenennungen forciert, Flächen nach Frauen zu benennen. Grundlage ist eine Verordnung, die die Feminisierung von Straßennamen erleichtert – durch Volksbeteiligung. Der erste Anwendungsfall in 2023 betrifft zwölf Straßen, Alleen und Plätze, die bald den Namen einer weiblichen Persönlichkeit tragen sollen.

Einer dieser Plätze wird künftig „Place Fidan Doğan“ heißen, wie am Dienstag im Stadtrat von Rennes beschlossen wurde. Die Idee für die Benennung eines Platzes nach der kurdischen Aktivistin, die am 9. Januar 2013 zusammen mit Sakine Cansız und Leyla Şaylemez im Pariser Kurdistan-Informationszentrum von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes MIT ermordet wurde, stammt vom Kurdischen Frauenrat Zîn, dem Kurdisch-Bretonischen Freundschaftsverein und dem Volksrat Amara. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe wirkte bereits seit rund einem Jahr an dem Projekt. „Auch wenn es etwas gedauert hat, bis es der Name von Rojbîn zur Abstimmung geschafft hat. Diese wirkt jetzt weit bedeutender, da sie unter dem Eindruck der diesjährigen Veranstaltungen rund um den internationalen Frauenkampftag 8. März stattfand“, heißt es in einer Erklärung.

Fidan Doğan, auch bekannt als „Rojbîn“, wurde 1982 in Elbistan als Tochter einer kurdisch-alevitischen Familie geboren und kam als Flüchtlingskind nach Frankreich. Dort war sie seit 2001 in der Öffentlichkeitsarbeit für die friedliche Lösung der Kurdistan-Frage aktiv. Seit einigen Jahren arbeitete sie zudem als Vertreterin des Nationalkongress Kurdistan (KNK) in Frankreich. In dieser Funktion führte sie Gespräche mit französischen und europäischen Politiker:innen, auch mit dem ehemaligen Präsidenten Francois Hollande. Nach der Abstimmung im Stadtrat wurde sie mit einer Erklärung gewürdigt.

„Fidan Doğan hat Frauen auf der ganzen Welt inspiriert”

„Fidan Doğan, eine der drei kurdischen Aktivistinnen, die vor zehn Jahren in Paris ermordet wurden, war eine bemerkenswerte Frau: Militante Feministin, Revolutionärin, Kämpferin der kurdischen Sache und der Frauenbefreiung und politische Vertretetin ihres Volkes. Mit ihrem Widerstand und ihrem Leben hat sie nicht nur Kurdinnen, sondern Frauen auf der ganzen Welt inspiriert. Auch hier in Rennes, wo sie in der Vergangenheit mit der Kommunalverwaltung zusammengearbeitet hat, hatte sie großen Einfluss auf die Stadt und ihre kurdische Community. Fidan Doğan wird sich als Frau mit einer bedeutenden politischen Geschichte in das Gedächtnis von Rennes einbrennen.”