Plattform für die Einheit kurdischer Frauen gegründet

Frauengruppen aus allen vier Teilen Kurdistans haben sich in Silêmanî zur „Plattform für die Einheit kurdischer Frauen” zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Die nationale Einheit der Kurd:innen– als Voraussetzung für Frieden, Demokratie und Frauenbefreiung.

„Freiheit beginnt mit Zusammenhalt“

Vertreter:innen von 24 Frauenorganisationen und politischen Parteien aus allen vier Teilen Kurdistans haben sich in Silêmanî zur „Plattform für die Einheit kurdischer Frauen” zusammengeschlossen und einen Appell an die kurdische Gesellschaft und die internationale Öffentlichkeit gerichtet. Ziel sei es, die nationale Einheit der Kurd:innen zu verwirklichen – als Voraussetzung für Frieden, Demokratie und insbesondere für die Befreiung der Frauen in Kurdistan.

Die Erklärung betont: „Ein Jahrhundert nach dem Vertrag von Lausanne, der Kurdistan zerschlug und seiner Bevölkerung das Recht auf Selbstbestimmung verweigerte, steht die Tür zu einem neuen Zeitalter offen.“ Doch das Zeitfenster sei begrenzt: Zwischen der Gefahr neuer Besatzung und der Chance auf Freiheit sei es jetzt notwendig, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der Mangel an Einigkeit unter kurdischen Akteur:innen habe die Teilung Kurdistans einst ermöglicht – ein solcher Fehler dürfe sich nicht wiederholen.

Frauen im Zentrum der Einheit

Die Plattform stellt die Perspektive der kurdischen Frauenbewegung in den Vordergrund: „Die Besatzung Kurdistans bedeutet auch die Besatzung des Körpers der Frau.“ Die Erklärung erinnert an ein Jahrhundert patriarchaler und kolonialer Gewalt, das von Vergewaltigungen, Entführungen und systematischer Entmenschlichung geprägt war. Daher sei nationale Einheit für kurdische Frauen nicht nur eine politische Notwendigkeit, sondern eine Frage von Würde, Ehre und existenzieller Befreiung.

Die Initiative hat auf ihrer Gründungsversammlung wichtige Beschlüsse gefasst. Dazu gehören:

▪ Nationale Einheit soll nicht auf Allianzen zwischen Parteien beschränkt bleiben, sondern durch demokratische Organisation und gesellschaftlichen Zusammenhalt in allen Lebensbereichen verwirklicht werden.

▪ Die Einheit müsse soziale, wirtschaftliche, politische, kulturelle, rechtliche und bildungspolitische Dimensionen umfassen.

▪ Ein jährliches kurdisches Frauenfestival soll jeweils in einem anderen Teil Kurdistans stattfinden.

▪ Eine Unterstützungsstruktur für Kinder, die unter Krieg und Armut leiden, soll aufgebaut werden.

▪ In naher Zukunft soll eine nationale Konferenz kurdischer Frauen einberufen werden.

Appell an die Gesellschaft: „Vereint oder verloren“

Die Plattform ruft alle Frauenorganisationen, politischen Vertreter:innen sowie die kurdische Diaspora zur Beteiligung an Aktivitäten für eine nationale Einheit auf: „Ohne Einheit kann kein politisches Projekt im kurdischen Kontext Erfolg haben. Die Geschichte hat uns vor eine entscheidende Prüfung gestellt: Entweder wir bestehen sie gemeinsam – oder wir verlieren alles.“ Nur durch gemeinsamen Kampf könne Kurdistan frei und Frauenrechte verwirklicht werden.

Auch an die politischen Parteien richtet sich ein eindringlicher Appell: „Die nationale Einheit ist der Weg zu einer demokratischen Ordnung. Zersplitterung hingegen ist Ausdruck des Versagens, den gemeinsamen Willen des kurdischen Volkes zu entwickeln.“ Jetzt sei es Zeit, über Differenzen hinwegzusehen und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.

Mitglieder der Plattform

Mit ihrer gemeinsamen Erklärung legen die kurdischen Frauen den Grundstein für einen neuen Schritt in Richtung nationaler Einigkeit – getragen von einer Vision, in der Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für alle zentral sind. Die Sonne eines freien Kurdistans, heißt es abschließend, könne nur aufgehen, wenn alle gemeinsam handelten.

Die Plattform für die Einheit kurdischer Frauen besteht aus den Organisationen sowie Frauenräten der Parteien YNK, YJK, Rêxrawî Xuşkanı Îslamî Kurdistan, Kongra Star, TJA, PYD, KNK, Gorran, DEM, DBP, Rêxirawî Jinanî Zexmetkeşanî Kurdistan, Hizbi Şûî, Hizbi Sosyalist, PDS, Lîderên Aşitiyê, TAJÊ, El Wahdê, Komeley Afratanî Kurdistan, TJK-E, Rêxirewî Peywendîyên Jinên Kurd (REPAK), Şepêla Pêşeroja Kurdistan, PYDK-Syrien, PIA und KJAR.