PAJK: Ohne die freie Frau kann es keine demokratische Gesellschaft geben

Die Unterdrückung der Frauen ist ein globales Problem, das international einen gemeinsamen Kampf unter der Maxime „Jin Jiyan Azadî“ erfordert, erklärt die Partei der Freien Frauen Kurdistans anlässlich des 8. März – und berichtet von einem Brief Öcalans.

Partei der Freien Frauen Kurdistans

Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat die Koordination der Partei der Freien Frauen Kurdistans (PAJK) eine eindrucksvolle Erklärung veröffentlicht. Darin wird der Kampf der Frauen für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit gewürdigt und zur weiteren Stärkung der feministischen Bewegung aufgerufen.

In ihrer Botschaft erinnert die PAJK an die historischen Vorkämpferinnen der Frauenbewegung, darunter Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und viele weitere, die mit ihrem Einsatz für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit die Grundlage für heutige Bewegungen gelegt haben. Besonders hervorgehoben wird die Rolle von Sakine Cansız, einer der Mitbegründerinnen der kurdischen Frauenbewegung, deren Kampf gegen patriarchale Strukturen und für eine gleichberechtigte Gesellschaft das Fundament der heutigen Frauenbewegung in Kurdistan bildet. Cansız wurde 2013 zusammen mit ihren Weggefährtinnen Fidan Doğan und Leyla Şaylemez vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordet.

Die Rolle der Frauen in der demokratischen Gesellschaft

Die PAJK betont, dass die Errichtung einer demokratischen Gesellschaft ohne die Befreiung der Frauen nicht möglich sei. Sie sieht die Bekämpfung patriarchaler Strukturen als zentrale Aufgabe und fordert eine Neugestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die Frauen gleichberechtigt einbezieht. In diesem Zusammenhang wird auf das Konzept des „demokratischen Kommunalismus“ verwiesen, das eine Alternative zum bestehenden kapitalistischen System bieten soll und die Rolle der Frauen als tragende Säule der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Mit diesem Projekt, das auch in den Verteidigungsschriften Abdullah Öcalans eine große Rolle spielt, will die kurdische Bewegung die Demokratisierung der Gesellschaft voranbringen.

Die Bedeutung des 8. März als Tag des Widerstands

Der Internationale Frauentag ist für die kurdische Frauenbewegung nicht nur ein Tag der Erinnerung, sondern auch ein Tag des Widerstands. Die PAJK ruft dazu auf, den Kampf für Gleichberechtigung, Frieden und eine demokratische Gesellschaft zu stärken. Dazu gehöre auch, sich für das Ende der Inhaftierung Abdullah Öcalans auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali einzusetzen, die seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung 1999 aus Kenia in die Türkei andauert. Seine physische Freiheit wird als eine Voraussetzung für die Umsetzung einer demokratischen und geschlechtergerechten Gesellschaft angesehen.

Ein Aufruf zur Solidarität

Die PAJK hebt hervor, dass die Unterdrückung der Frauen ein globales Problem ist, das eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfordert. Besonders in Zeiten von Krieg, wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialen Unruhen sei es wichtiger denn je, dass Frauen weltweit gemeinsam für ihre Rechte eintreten. Die kurdische Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) wird als Ausdruck einer universellen Bewegung gesehen, die sich gegen patriarchale Strukturen und für eine gerechte Gesellschaft einsetzt. Die Erklärung der PAJK zum 8. März unterstreicht die zentrale Rolle der Frauen im Kampf für eine demokratische Gesellschaft. Sie fordert ein Ende der patriarchalen Unterdrückung, die physische Freiheit von Abdullah Öcalan und eine verstärkte internationale Solidarität. Der Frauentag soll nicht nur als Symbol, sondern als Tag des aktiven Widerstands und des Engagements für eine gerechtere Zukunft verstanden werden.

Brief von Öcalan an die PAJK

Abdullah Öcalan hatte vor rund einer Woche in einer historischen Erklärung die von ihm mitbegründete Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zum Niederlegen der Waffen und einer Selbstauflösung aufgerufen. Der Schritt solle den Weg zu Frieden sowie einer würdevollen Lösung der Kurdistan-Frage und Demokratisierung der Türkei ebnen, so der 75-Jährige. Öcalans Appell geht jedoch über eine reine Einstellung des bewaffneten Kampfes hinaus. Er fordert die Anerkennung demokratischer Prinzipien durch die Türkei. Nur dann könne es einen echten und würdevollen Frieden geben.

Vor Verkündung seiner Botschaft durch die DEM-Partei in Istanbul erreichte die PAJK ein Brief Öcalans, wie die Frauenpartei nun bekanntgab. Darin habe dieser betont, dass der Erfolg eines Friedensprozesses mit dem türkischen Staat vom Einsatz der Frauen abhänge. „Er erklärte, dass der demokratische Kommunalismus eine aktualisierte Form der ursprünglichen matriarchalen Gesellschaft sei. Die Wahrheit in den Bereichen Philosophie, Wissenschaft, Ethik, Ästhetik und Religion könne nicht vollständig ans Licht kommen, solange die der matriarchalen Gesellschaft aufgezwungene Vergewaltigungskultur nicht überwunden ist.

Auch wies Abdullah Öcalan darauf hin, dass der Sozialismus nicht erfolgreich sein kann, solange die tief in der Gesellschaft verankerte männlich dominierte Kultur nicht aufgelöst wird. Die Ursache des Scheiterns des Realsozialismus liege nicht nur in Problemen mit Staat, Nation und Demokratie, sondern vor allem in der tief verwurzelten kulturellen Versklavung der Frauen. Die grundlegende Bedingung für den Sozialismus sei daher die Entwicklung eines programmatischen Ansatzes in den Beziehungen zwischen Frauen und Männern.

Frauen sind die Schöpferinnen von Kultur und Gesellschaft

Er legte eine klare Messlatte fest, indem er betonte, dass ein Mann, der nicht weiß, wie er mit einer Frau sprechen soll, kein Sozialist sein kann. Weiter erklärte er, dass Frauen, die sich von der in ihre Identität eingebrannten Kultur der Unterwerfung entfernen, oft entweder dem Hungertod oder dem gesellschaftlichen Ausschluss ausgesetzt sind – als sei dies ein unausweichliches Schicksal. Der Widerstand gegen dieses Schicksal sei jedoch das größte Merkmal einer freien Persönlichkeit.

Rêber Apo hob hervor, dass Frauen die Schöpferinnen von Kultur und Gesellschaft sind und dass ihnen daher Heiligkeit und Göttlichkeit zustehen. Die Realität eines freien Lebens mit einer Frau, deren Wert er niemals in Frage stellte, sei für ihn das grundlegende Lebensprinzip, das ihn aufrecht hält. Diese Herangehensweise erfüllt uns alle mit Begeisterung und Kraft. Mit dieser Haltung hat uns Rêber Apo die Freiheit nähergebracht, uns Willensstärke, Bewusstsein und Kraft verliehen. Als Gefährte der Frauen im Freiheitskampf gratulieren wir ihm zum 8. März und senden ihm unsere Grüße.“