Netzwerk ruft nach Feminizid in Hamburg zur Kundgebung auf

Nach dem vierten Frauenmord in diesem Jahr in Hamburg ruft das Anti-Feminizid-Netzwerk für kommenden Mittwoch zu einer Kundgebung auf dem Alma-Wartenberg-Platz in Altona auf und erklärt: „Wir wollen und werden keinen Feminizid unbeantwortet lassen!“

In Hamburg ist am 10. Mai eine Frau ermordet worden. Das Hamburger Anti-Feminizid-Netzwerk ruft aus diesem Anlass für kommenden Mittwoch zu einer Kundgebung auf. In dem Netzwerk haben sich Frauenorganisationen und Einzelpersonen organisiert, um gegen Frauenmorde zu agieren, darunter auch der kurdische Frauenrat Rojbîn und die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“.

In dem Aufruf des Anti-Feminizid-Netzwerks heißt es:

In Deutschland sind in diesem Jahr bereits mindestens 37 Frauen aufgrund ihres Geschlechts ermordet worden. In Hamburg gab es in diesem Jahr bisher mindestens vier Feminizide. Die Gesamtanzahl von geschlechtsspezifischen Tötungen von Frauen, Lesben, inter-, nicht-binären, trans- und agender-Personen (Flinta*) liegt sicher um einiges höher, aber aufgrund von mangelnden Statistiken sind konkrete Aussagen nicht möglich. Der letzte uns bekannte Feminizid in dieser Stadt ereignete sich am 10. Mai 2023.

Den Medien kommt in der Sichtbarmachung des Problems der Tötung von Frauen bzw. Flinta-Personen eine besondere Rolle und Verantwortung zu. Hierzu wurde 2021 von Christine E. Meltzer die Studie „Tragische Einzelfälle? Wie Medien über Gewalt gegen Frauen berichten“ veröffentlicht. Das Anti-Feminizid-Netzwerk Hamburg fordert die Medienschaffenden somit auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Verantwortung ihrer Berichterstattung ernst zu nehmen.

Um die strukturellen Ursachen dieses Problems sichtbar zu machen, hat die Feministin Diana E.H. Russel den Begriff Femizid eingeführt, der die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts beschreibt. In den 1990ern wurde der Begriff von der mexikanischen Anthropologin Marcela Lagarde durch den Begriff „FemiNIzid“ ersetzt. Im Kontext der in Mexiko verbreiteten Straflosigkeit schließt dieser Begriff die Rolle des Staates mit ein. Auch in Deutschland trägt der Staat Verantwortung: Bei der Prävention von Feminiziden und bei der Rechtsprechung. Weswegen wir die Verwendung des Begriffs nach der Definition von Lagarde auch in den Medien befürworten. Denn wie die Forschung zeigt, handelt es sich nicht um bedauerliche Einzelfälle, sondern um ein strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem.

Das Anti-Feminizid-Netzwerk in Hamburg lädt für Mittwoch, den 24. Mai, um 18.30 Uhr zur Kundgebung bezüglich des vierten Feminizids in Hamburg. Ort der Kundgebung ist der zum Widerstandsplatz gegen Feminizide ausgerufene Alma-Wartenberg-Platz in Altona. Die Veranstaltung richtet sich an alle Geschlechter.

Mit der Einrichtung des Widerstandsplatzes gegen Feminizide haben wir einen Ort geschaffen, an dem wir all den Opfern und Überlebenden von (versuchten) Feminiziden gedenken, wir unserer Trauer und Wut Ausdruck geben und unsere gemeinsamen Kämpfe geeint auf die Straße bringen. Wir wollen und werden keinen Feminizid unbeantwortet lassen!