Feminizid in Hamburg: Netzwerk ruft zur Kundgebung auf

Vor einer Woche ist in Hamburg ein Widerstandsplatz gegen Feminizide ausgerufen worden, wenige Tage danach wurde eine 34-Jährige ermordet. Das Anti-Feminizid-Netzwerk ruft zur Kundgebung auf.

In Deutschland sind in diesem Jahr bereits 111 Frauen ermordet worden. In Hamburg waren es bisher mindestens neun Frauen, Lesben, inter-, nicht-binäre, trans* und agender-Personen (Flinta*). Am 14. Dezember 2022 ist es in Hamburg erneut zu einem Feminizid gekommen. Die 34-Jährige erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen.

Das Anti-Feminizid-Netzwerk Hamburg weist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung der Medien in der Sichtbarmachung des Problems der Tötung von Frauen hin. Hierzu wurde 2021 von Christine E. Meltzer die Studie „Tragische Einzelfälle? Wie Medien über Gewalt gegen Frauen berichten“ veröffentlicht. Das Netzwerk fordert Medienschaffende auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Verantwortung ihrer Berichterstattung ernst zu nehmen.

Um die strukturellen Ursachen dieses Problems sichtbar zu machen, hat die Feministin Diana E.H. Russel den Begriff Femizid eingeführt, der die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts beschreibt. In den 1990ern wurde der Begriff von der mexikanischen Anthropologin Marcela Lagarde durch den Begriff „Feminizid“ ersetzt. Im Kontext der in Mexiko verbreiteten Straflosigkeit schließt der Begriff des „Feminizids“ die Rolle des Staates mit ein.

„Die Verantwortung des Staates sowohl bei der Prävention als auch bei der Rechtsprechung ist natürlich auch in Deutschland gegeben, weswegen wir die Verwendung des Begriffs nach der Definition von Lagarde durch die Medien befürworten. Denn es handelt sich nicht einfach um bedauerliche Einzelfälle, sondern um ein strukturell bedingtes gesellschaftliches Problem, das sich in allen Bereichen des Lebens und leider auch in staatlichen Strukturen widerspiegelt“, teilt das Anti-Feminizid-Netzwerk mit und lädt für Mittwoch, den 21. Dezember, um 19 Uhr zur Kundgebung bezüglich des neunten Feminizids in Hamburg ein.

Ort der Kundgebung ist der kürzlich ausgerufene Widerstandsplatz gegen Feminizide am Alma-Wartenberg-Platz in Altona. Die Veranstaltung richtet sich an alle Geschlechter. Mit der Einrichtung des Widerstandsplatzes gegen Feminizide wurde von dem Netzwerk ein Ort geschaffen, an dem den Opfern und Überlebenden von (versuchten) Feminiziden gedacht und Trauer und Wut zum Ausdruck gebracht wird. „Wir wollen keinen Feminizid unbeantwortet lassen“, so das Netzwerk.