Minbic: Vom Albtraum zur Freiheit

Zwei Jahre lang war Minbic vom Islamischen Staat (IS) besetzt. Im August 2016 wurde die Stadt von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) befreit. Am stärksten betroffen von der IS-Herrschaft waren die Frauen.

Die Frauen in Minbic haben zwei Jahre lang unter der IS-Herrschaft gelitten. Heute organisieren sie sich und kämpfen für ihre Freiheit. Ein Teil von ihnen arbeitet im Zivilrat an der Organisierung des Lebens, ein anderer Teil ist bei der Verteidigung der Stadt aktiv. Innerhalb des Militärrats von Minbic gibt es auch ein Frauenbataillon. Gegenüber der Nachrichtenagentur ETHA haben sich Frauen geäußert, die sich vom IS befreit haben und kämpfen.

Die 27-jährige Kefila Zinay gehört zu den Frauen, die am stärksten betroffen waren von der Unterdrückung durch den IS. „Frauen hatten in Minbic überhaupt keine Rechte. Mit der Besatzung durch den IS wurde das ganze Leben von Frauen zum Gefängnis. Diese Tage waren ein Albtraum“, sagt sie.

„Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was die faschistischen IS-Banden in Minbic getan haben. Es war unmenschlich. Menschen wurden geköpft, bei lebendigem Leib verbrannt, an Fahrzeuge gebunden und durch die Gegend geschleift… Diese Angriffe auf Kinder, Alte, Frauen und Männer haben vor unseren Augen stattgefunden. Gehe ich die Straßen entlang, erlebe ich diese Momente nochmal. Ich fühle mich wie aus einem Albtraum erwacht. Es wurde die Fatwa erteilt, neu geborene Mädchen lebendig zu vergraben. Die Familien versuchten, die Babys nach draußen zu schmuggeln. War es nicht möglich, wurden die Mädchen so lange wie möglich versteckt. Wer sich nicht an die IS-Regeln hielt, wurde gefoltert.“

Viele Frauen in Minbic hätten die in dieser Zeit erlittenen Traumata noch längst nicht überwunden, sagt Kefila Zinay. Es ist neu, dass Frauen sich organisieren und versuchen, auf den eigenen Beinen zu stehen. Sie selbst hat sich dem Militärrat von Minbic angeschlossen. Ihren Beruf als Arabisch-Lehrerin hat sie aufgegeben. Als Grund nennt sie ihre „eigene Freiheit und die Freiheit aller Frauen“. Zunächst sei es ihr vorrangig um die eigene Befreiung gegangen: „Nach einiger Zeit ist mir bewusst geworden, dass meine persönliche Freiheit keine Lösung sein kann, und ich für die Freiheit aller Frauen kämpfen muss. Jede Frau, die wir befreien, wird in der Zukunft dazu beitragen, dass andere unterdrückte Frauen sich ebenfalls befreien.“

Neue Gedanken und Ideen

Evîh Ehmed (21) hat sich unmittelbar nach der Befreiung von Minbic dem Militärrat angeschlossen. Der Militärrat habe ihr sehr viel gegeben, erklärt sie: „Ich bin froh darüber, dass ich für unser Land und die Frauen kämpfe. Seit der IS weg ist, habe ich langsam damit begonnen, das Leben zu genießen. Ich werde dafür kämpfen, auch alle anderen Frauen aus der IS-Gefangenschaft zu befreien.“

Heyet el Ebeyd erzählt, wie sehr sie die Besatzung Efrîns mitgenommen habe. „Innerhalb der Familie war ich vor und während der IS-Herrschaft zu einem Leben als Sklavin gezwungen. Es war sogar verboten, das Haus zu verlassen. Nachdem wir dem Militärrat beigetreten sind, sind wir unterrichtet worden. Ich habe ganz neue Ideen kennengelernt und bin dadurch mutiger geworden, ich habe Selbstvertrauen gewonnen. Früher habe ich mich vor Waffen gefürchtet. Jetzt setze ich meine Waffe gegen die Banden ein, um mich und alle anderen Frauen zu verteidigen.“

Hiva el Zeyneb hat sich dem Militärrat angeschlossen, nachdem ihr Mann bei der Offensive zur Befreiung von Raqqa ums Leben gekommen ist. Auch sie berichtet von dem grausamen Vorgehen des IS in Minbic: „Der IS hat Frauen, Alte, Kinder, Männer ohne Rücksicht angegriffen. Es war schlimm, aber am schlimmsten war für mich, dass mein Partner, mein Genosse sein Leben verloren hat. Er war ein sehr einsatzkräftiger und widerständiger Mensch. Für ihn war es eine Ehre, für die Bevölkerung zu kämpfen. Auch ich werde mein Volk und meine Heimat immer verteidigen.“