In der Türkei protestieren Frauen seit Tagen gegen die zunehmenden Feminizide, die Politik der Straflosigkeit von patriarchaler Gewalt und die sexistische Gesetzgebung. Am Mittwoch gingen viele Frauen in Ertuqî (tr. Artuklu) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (Mardin) auf die Straße. Aufgerufen zu dem Protest hatte die Frauenplattform Şahmaran. Die Polizei versuchte, die Frauen durch Absperrungen mit Schilden am Losgehen zu hindern. Die Frauen überwanden die Blockaden unter den Parolen „Jin Jiyan Azadî“ und „Selbstverteidigung ist ein Recht und darf nicht verurteilt werden“. Die Protestierenden drückten minutenlang gegen die Barrikade und schlugen mit Fäusten gegen die Schilde. Als sie die Kette durchbrachen, rückten Verstärkungseinheiten an, diese mussten sich aber ebenfalls aufgrund der Entschlossenheit der Frauen zurückziehen.

Anschließend wurde aus Protest gegen die Polizeirepression eine Straße besetzt. Passant:innen und Gewerbetreibende begrüßten den Protest mit Applaus. Gülizar Ipek Bilek von der Frauenplattform Şahmaran erklärte: „Diejenigen, die nichts gegen die Mörder unternehmen, blockieren hier die Frauen. Wir schreien es von hier aus noch einmal heraus: Wir Frauen werden unseren Kampf niemals aufgeben. Ihr [Polizisten] seid nichts anderes als die Spiegelbilder der frauenfeindlichen Politik dieser Regierung. Wir werden das niemals akzeptieren. Wir leben nach der Philosophie ‚Jin Jiyan Azadî‘ und werden weiter kämpfen. Wir Frauen werden ein Leben ohne Gewalt aufbauen. Jeden Tag werden drei bis fünf Frauen getötet. Wir nennen das einen Massenmord an Frauen. Dagegen stehen wir hier auf der Straße, und wir Frauen werden die Barrikaden durchbrechen.“

Ipek Bilek erklärte weiter: „Wir werden weiter gegen die patriarchale Mentalität kämpfen. Wir werden weiter gegen die Politik der Straflosigkeit kämpfen. Wir werden weiter kämpfen, bis die Istanbul-Konvention wieder geltend gemacht und umgesetzt wird. Wir werden weiter kämpfen, bis das Gesetz Nr. 6284 umgesetzt ist. Wir werden das Lebensrecht und das Recht auf ein eigenes Leben der Frauen niemals aufgeben.“ Nach der Kundgebung blockierten die Frauen unter Parolen noch einige Zeit die Straße und lösten anschließend die Aktion auf.

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