„Meine Tochter ist den richtigen Weg gegangen“

Rehşan Ürper ist als YPJ-Kämpferin im Widerstand von Efrîn ums Leben gekommen. Ihre in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şirnak) lebenden Eltern sagen von ihr: „Sie ist immer aufrecht geblieben.“

Rehşan Ürper (Asmîn Kadox Goyî) ist am 15. März im Widerstand gegen die türkische Militärinvasion in Efrîn gefallen. Zur Welt gekommen ist sie im Dorf Çeman (Özerli) im Kreis Qilaban (Uludere) in Şirnex. Der Unterdrückung durch den türkischen Staat begegnete sie schon sehr früh im Leben. Zweimal versuchten ihre Eltern, sie unter dem Namen „Kurdistan“ ins Geburtenregister eintragen zu lassen. Ihr Anliegen wurde abgelehnt und sie bekam den Namen Rehşan.

„Für uns hieß sie immer Kurdistan“

Rehşans Vater Hadi war notgedrungen drei Jahre lang als Dorfschützer tätig. Sie selbst schloss sich im ersten Semester ihres Studiums an der Universität Şirnex der kurdischen Befreiungsbewegung an. Ihr Vorbild waren die Frauen, die sich an vorderster Front an der Befreiung Kobanês vom IS beteiligt hatten. Sie ging nach Efrîn, wo sie am 15. März ihr Leben verlor.

Ihre Eltern haben sie immer „Kurdistan“ genannt. Şarkiye Ürper fällt es schwer, über den Lebensweg ihrer Tochter zu sprechen. „Sie war zu Hause und in der Schule immer sehr gewissenhaft“, sagt die Mutter von sechs Kindern. „Sie hat ständig irgendwo gearbeitet, um über die Runden zu kommen. Wohin sie auch ging, sie ist immer aufrecht geblieben. Als sie geboren wurde, wollten wir sie Kurdistan nennen. Beim Zentralregister haben sie den Namen zwei Mal abgelehnt.“

Von der Kindheit ihrer Tochter erzählt Mutter Şarkiye: „Meine Tochter hat mir bei allem geholfen. Schon als kleines Kind lernte sie, das Siegeszeichen zu machen. Später beschwerte sie sich über uns, wenn wir es uns zu Hause mit den Kindern gemütlich machen wollten. Sie erzählte von dem Leben der Menschen in Kobanê, die vom IS angegriffen wurden.“

Behican Ürper erinnert sich daran, wie sich ihre Schwester über den erhaltenen Studienplatz gefreut hat: „Als sie sich der Befreiungsbewegung anschloss, hat sie niemandem etwas gesagt. Wir erfuhren erst später, dass sie sich angeschlossen und ihr Studium abgebrochen hat.“

Der Familienvater Hadi Ürper erzählt von der massiven Repression, der das Dorf in den 1990er Jahren ausgesetzt war. Er selbst habe drei Jahre lang gezwungenermaßen als Dorfschützer fungiert. „Damals durfte niemand auf die Alm oder auf die Felder. Die Tiere konnten nicht geweidet werden. Der Staat sammelte alle Männer im Dorf zusammen und drängte uns dazu, Dorfschützer zu werden. Um unsere Familien, unsere Häuser und Gärten zu schützen, haben wir uns notgedrungen darauf eingelassen. Meine Tochter kam erst zur Welt, als ich die Tätigkeit schon wieder aufgegeben hatte. Wir haben sie ‚Kurdistan‘ genannt, aber der Staat hat den Namen nicht anerkannt.“

Hadi Ürper ist sichtlich stolz auf seine Tochter. „Sie hat nichts getan, was Unrecht oder falsch gewesen wäre. Ihr Weg war richtig. Diese Gegend ist sehr bergig, daher ist es für alte Menschen schwierig, sich fortzubewegen. Meine Tochter hat manchmal alte Frauen auf den Rücken genommen und nach Hause getragen. Sie hat nur getan, was richtig, gerecht und aufrichtig ist.“