Frauen aus allen vier Landesteilen Kurdistans haben am Wochenende auf einem Symposium in Amsterdam die Gründung einer handlungsfähigen Initiative gegen die türkische Besatzung beschlossen. Das geht aus der heute veröffentlichten Abschlusserklärung der von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und der Frauenkommission des KNK (Kurdistan Nationalkongress) organisierten Veranstaltung hervor. Die Initiative wird eine Delegation aus Europa nach Südkurdistan schicken und für eine innerkurdische Einheit werben.
„Rund zwei Millionen Kurdinnen und Kurden leben aufgrund des in Kurdistan herrschenden Kolonialismus in Europa, viele von ihnen unter harten Bedingungen als Geflüchtete. Die europäischen Länder setzen ihre Beziehungen mit den Besatzern in Kurdistan fort, um Handelsvorteile zu erzielen. All dies sind ausreichende Gründe für die kurdischen Frauen in der Diaspora, sich zusammenzuschließen und ihrer Stimme Gehör zu verschaffen", heißt es in der Abschlusserklärung des Symposiums.
„Die kurdische Frage ist eine internationale Frage“
Die Teilnehmerinnen der Veranstaltung beschuldigen die EU-Staaten, die UN und andere internationale Organisationen aufgrund ihrer Untätigkeit angesichts der Verbrechen der Türkei und des Iran der Mitschuld am Krieg gegen die Kurd:innen: „Die EU-Staaten kriminalisieren die kurdische Befreiungsbewegung über ihre Terrorliste und wollen den Kurd:innen ein Format verpassen, das ihren eigenen Interessen entspricht. Auch in Europa ist die kurdische Frage eine internationale Frage. Deshalb müssen in Europa lebende Kurdinnen eine politische Einheit bilden.“
Symposium kurdischer Frauen am 5. September in Amsterdam
Die ins Leben gerufene Fraueninitiative fordert die PDK auf, die Angriffe auf die Guerilla der PKK im nationalen Interesse einzustellen und die Besatzung Südkurdistans durch die Türkei nicht weiter zu unterstützen. Die Initiative appelliert auch an alle anderen kurdischen Parteien, gegen die Besatzung Kurdistans in der Türkei, im Irak, im Iran und in Syrien vorzugehen. Um eine Einheit unter kurdischen Frauen herzustellen, ist eine Vernetzung mit Künstlerinnen, Akademikerinnen und Politikerinnen sowie den Familien von Gefallenen geplant.
„Kurdische Frauen sind weder Türkinnen noch Männer“
Zum Expansionismus der Erdogan-Regierung heißt es in der Abschlusserklärung:
„Der türkische Staat betrachtet die Krise im Mittleren Osten als gute Gelegenheit und verfolgt in diesem Zusammenhang eine Strategie der Besatzung. Die Schwächung der Regierungen in Syrien und im Irak entspricht dieser Strategie. Über Rojava soll Syrien besetzt werden und über Südkurdistan der Irak. Das AKP/MHP-Regime drängt der Gesellschaft drei Kriterien auf: Türkentum, Männlichkeit und der sunnitische Islam der hanafitischen Rechtsschule. Wer dieser Ideologie nicht entspricht, wird als Hindernis betrachtet oder direkt eliminiert. Kurdische Frauen sind weder Türkinnen noch Männer. Sie gehören verschiedenen Glaubensgemeinschaften an, darunter der ezidischen und alevitischen oder der Rechtsschule der Schafiiten. Aus diesem Grund stehen sie Zentrum der Angriffe. Das türkische Regime will diese drei Kriterien mit seiner türkisch-islamischen Synthese über den IS und die Taliban im Mittleren Osten verbreiten. Das wird durch den Widerstand in Kurdistan verhindert. Der kurdische Widerstand wird von Frauen angeführt.“