Kundgebung gegen Feminizide am Hamburger Widerstandsplatz

„Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu ermorden. Jeden dritten Tag gelingt es.“ Mehr als hundert Menschen haben in Hamburg gegen Feminizide demonstriert.

„Femizid ist patriarchaler Mord“

Am gestrigen Mittwoch haben ca. 120 Menschen am Altonaer Alma-Wartenberg-Platz gegen Feminizide demonstriert. Aufgerufen hatte das Netzwerk gegen Femizide, in dem sich FLINTA-Organisationen und Einzelpersonen organisiert haben, um gegen Frauenmorde zu agieren.

In dem Aufruf zu der Kundgebung hieß es: „Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu ermorden. Jeden dritten Tag gelingt es. Laut den neusten Zahlen sogar jeden 2,4. Tag. In diesem Jahr kam es in Deutschland schon zu 50 Femi(ni)ziden“ Der Aufruf bezog sich auf einen aktuellen Fall in Hamburg: „Vor etwa einer Woche wandte sich Anis, die Ex-Frau des Streamers ,Mois' (Alim), an die Öffentlichkeit und berichtete über die physische und psychische Gewalt, die ihr Ex-Partner jahrelang ausgeübt haben soll, von absoluter Kontrolle und Machtausübung, häuslicher Gewalt bis hin zum versuchten Feminizid.“

Feminizid und Genozid in Şengal

Thematisiert wurde auf der Kundgebung auch der Femizid und Genozid in Şengal vom August 2014: „Am 3. August 2014 ereignete sich vor den Augen der internationalen Gemeinschaft und aller Staaten eines der schwerwiegendsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit unserer Zeit: der Angriff der Terrororganisation IS auf die Region Şengal, das Hauptsiedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft. Mehr als 400.000 Menschen wurden zu Binnenvertriebenen, etwa 10.000 Menschen wurden brutal ermordet und massakriert, während über 7.000 Frauen und Kinder entführt und versklavt wurden. Frauen wurden auf Sklavenmärkten gehandelt und viele Kinder wurden zwangskonvertiert und zu Kindersoldaten für den islamischen Dschihad ausgebildet. Das Schicksal von über 2.700 Frauen und Kindern ist bis heute noch ungeklärt“, hieß es in dem Redebeitrag.

Die Rednerin rief die Kundgebungsteilnehmer:innen auf, die Forderung der Ezid:innen nach Autonomie und Wiederaufbau zu unterstützen und zu einer Demonstration am 3. August um 12 Uhr am Steintorplatz in Hannover zu kommen.

Todesstrafe gegen Pakhshan Azizi im Iran

In einem weiteren Redebeitrag wurde die drohende Hinrichtung der kurdischen Aktivistin Pakhshan Azizi im Iran thematisiert, deren Todesurteil am Dienstag, dem 23. Juli ausgesprochen wurde. Pakhshan wird zur Last gelegt, Mitglied der PJAK zu sein. Die studierte Sozialarbeiterin war im August 2023 in Teheran von Agenten des Geheimdienstministeriums festgenommen. Dem Kurdistan Human Rights Network (KHRN) zufolge wurde sie sowohl körperlich als auch psychisch schwer gefoltert.

Die Situation der kurdischen Aktivistin Varishe Moradi wurde ebenfalls angesprochen. Auch ihr droht die Todesstrafe. Die Aktivistin ist Mitglied der KJAR, dem Dachverband der kurdischen Frauenbewegung im Iran, und engagierte sich für frauenpolitische und feministische Themen. Erst durch Recherchen des KHRN wurde später bekannt, dass Moradi nach ihrer Festnahme zunächst wochenlang vom iranischen Geheimdienst in Sine brutal gefoltert, misshandelt und verhört worden war, bis sie Ende August nach Teheran überführt wurde. Seit Anfang Januar befindet sich Moradi in der Frauenabteilung der Haftanstalt Evin in Teheran.

Die kurdische Frauenbewegung in Europa ruft zu Aktionen auf, um das Leben der Aktivistinnen zu retten. Termine würden noch bekannt gegeben, so die Rednerin.