Frau, Tochter und Enkelin getötet
In einem Haus im kurdischen Erxewan (tr. Arguvan) hat die türkische Gendarmerie am Sonntagfrüh die Leichen einer 64-jährigen Frau, ihrer 33 Jahre alten Tochter und ihres fünfjährigen Enkelkinds gefunden. Die drei seien vermutlich im Schlaf erschossen worden, sagte ein Sprecher. Täter war offenbar der gleichaltrige Ehemann der Frau und Vater beziehungsweise Großvater der gemeinsamen Tochter sowie Enkeltochter. Nach dem dreifachen Femizid soll er versucht haben, sich mit derselben Waffe zu töten. Der Suizid gelang ihm nicht; er liegt schwerverletzt in einem Krankenhaus.
Die Gendarmerie war am frühen Morgen gegen 3 Uhr von Nachbarn in das Viertel Güveçli gerufen worden. Sie hatten sich gemeldet, weil sie Schussgeräusche vernommen hatten. Eine Einheit rückte an und öffnete die Tür in den Bungalow. Im Haus fanden die Beamten die drei Toten und verständigten die Spurensicherung. Die Polizei hat eine Mordkommission gebildet.
In der Lokalpresse war nach dem mehrfachen Femizid in Erxewan von einer „Familientragödie“ die Rede. Auslöser der Tat sei ein Streit des Tatverdächtigen mit seiner getrennt von ihrem Ehemann lebenden Tochter gewesen. Die türkische Berichterstattung über sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt und Frauenmorde ist seit jeher verharmlosend und problematisch. Das Femizid-Problem wird durch Begriffe wie „Beziehungstat“, „Familiendrama“, „Bluttat“ relativiert und Gewalt gegen Frauen verharmlost.
Dabei vergeht in der Türkei kein Tag ohne Femizid. Allein im Juni wurden nach Angaben der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) mindestens 41 Frauen von Männern aus ihrem Umfeld ermordet. Dazu kommt eine Dunkelziffer von 25 getöteten Frauen, bei denen ein Femizid nicht zweifelsfrei nachzuweisen ist, obwohl der Zusammenhang einen patriarchal motivierten Mord nahelegt.