Femizid in Mêrdîn: Polizist erschießt Frau und Kind

In Mêrdîn hat ein Polizist seine Ehefrau und das gemeinsame Kind erschossen, bevor er sich selbst tötete. In der Türkei vergeht kein Tag ohne Femizid.

Kein Tag ohne Femizid

In Mêrdîn (tr. Mardin) hat ein türkischer Polizist seine Ehefrau und das gemeinsame Kind erschossen und sich danach selbst getötet. Der Doppelmord ereignete sich am Sonntag im zentralen Stadtteil Ertûqî (Artuklu). Die Krankenschwester und ihr dreijähriger Sohn seien mit Kopfschüssen regelrecht hingerichtet worden, berichteten lokale Medien.

Kollegen aus benachbarten Dienstwohnungen hätten die Schüsse wahrgenommen und eine Türöffnung von einem Schlüsselnotdienst veranlasst. Als sie sich Zutritt verschafften, fanden sie die Leichen. Der Polizist soll die tödlichen Schüsse auf seine Frau und das Kind aus seiner Dienstpistole abgegeben haben, mit der er sich anschließend selbst erschoss. Die Staatsanwaltschaft Mardin hat eine Obduktion veranlasst.

In der Türkei vergeht fast kein Tag ohne Femizid. Allein im Mai wurden nach Recherchen der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) mindestens 40 Frauen von Männern aus ihrem Umfeld ermordet. Dazu kommt eine Dunkelziffer von 20 getöteten Frauen, bei denen ein Femizid nicht zweifelsfrei nachzuweisen ist, obwohl der Zusammenhang einen patriarchal motivierten Mord nahelegt.

Morde an Frauen werden auch als Femizide bezeichnet. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Tötungen oft keine individuellen, sondern gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen. Die in Istanbul ansässige Organisation KCDP sieht die Dichte an tödlicher Gewalt gegen Frauen in der Türkei als Ergebnis der Regierungspolitik von Staatspräsident Erdoğan.

Foto: Kundgebung „Femizid bedeutet Genozid“ der kurdischen Frauenbewegung TJA in Wan, November 2021 (c) MA