Acht Femizide an einem Tag: Aufruf zum Aufstand in der Türkei

In der Türkei sind innerhalb von 24 Stunden acht Frauen von ihren Ehemännern, Expartnern oder Vätern ermordet worden. Die Vereinigung „Wir werden Frauenmorde stoppen“ ruft zum Aufstand auf.

In der Türkei sind innerhalb von 24 Stunden acht Frauen von ihren Ehemännern, Expartnern oder Vätern ermordet worden. Die Femizide wurden in den Provinzen Izmir, Bursa, Sakarya, Erzîrom (tr. Erzurum), Denizli, Semsûr (Adıyaman) und Istanbul begangen. Nach Angaben des Vereins „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) wurden Sevilay Karlı und Tuba Ateşci von ihren Exmännern ermordet, Hatun Aslan, Elif Saydam und Özlem Çankaya von ihren Ehemännern, von denen sie sich trennen wollten, Emine Ülkü Araz und Nasim Gol Karimi von Ehepartnern und Dilan Özdemir von ihrem Vater. Elif Saydam war am 19. Februar von ihrem aus dem Gefängnis geflohenen Ehemann Şafak Saydam angeschossen worden und erlag neun Tage später ihren Verletzungen.

Der Verein KCDP ruft zum Protest auf und erklärt, dass es sich bei den Femiziden nicht um einen Zufall handelt. Die Frauenmorde seien Ergebnis einer Politik, mit der die Familie als heilig erklärt werde. „Die gesamte Gesellschaft sieht, dass es sich bei diesen Zahlen nicht um einen Zufall handelt. Wir fordern Rechenschaft für Hunderte Frauen, die in ihrem Kampf für ein freies Leben von Männern ermordet wurden“, so der Frauenverein. Am 3. März findet im Rahmen des Programms zum diesjährigen Frauenkampftag eine Kundgebung in Istanbul-Kadıköy statt. Der Verein KCDP ruft zur Teilnahme auf: „Wir laden auch dich zu unserem entschlossenen Kampf ein.“

Bündnis gegen Femizid: Wir werden Frauenmorde stoppen

Die Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu ist eine 2010 in Istanbul gegründete Frauenrechtsorganisation, die Gewalt gegen Frauen erfasst und sich zur Aufgabe gemacht hat, öffentlich über Femizide aufzuklären und diese zu verhindern. In erster Linie setzt sich die Plattform für die Erhaltung des Lebens und für alle Frauenrechte ein. Die Gründerinnen sind Familienangehörige der ermordeten Frauen, Frauen von verschiedenen Parteien, Institutionen, Gewerkschaften, anderen Vereinen, aber auch nicht organisierte interessierte Frauen. Laut den Recherchen der Vereinigung wurden im vergangenen Jahr in der Türkei 315 Frauen von Männern ermordet, 248 Frauen kamen unter ungeklärten Umständen ums Leben.

Klage für Vereinsverbot abgewiesen

2022 sah sich die Organisation einem Verbotsverfahren ausgesetzt, weil sie nach Ansicht der türkischen Verfolgungsbehörden gegen „Gesetz und Moral“ verstoßen würde. KCDP kritisierte bei dem Prozess an einem Istanbuler Strafgericht, dass es keine rechtliche Grundlage für das Verfahren gebe und die Anklage aus Polizeiprotokollen bestehen würde. Vermeintliche Beweise gegen Aktivistinnen des Vereins seien „falsch und widerrechtlich“, außerdem hätten drei Inspektionen von der Behörde für Vereinswesen keine „illegalen oder unmoralischen Aktivitäten“ festgestellt. Das Verfahren sei politisch und „aus patriarchaler Motivation heraus“ losgetreten worden, um die Gemüter von despotisch handelnden Männern zu erfreuen und ihre Gewaltherrschaft über Frauen zu begünstigen. Im vergangenen September wurde das Verbotsverfahren gegen KCDP mit einer Abweisung der Klage eingestellt.