KCDP-Bericht für 2023: Über dreihundert Femizide in der Türkei

Die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ hat einen Bericht über Femizide in der Türkei im Jahr 2023 veröffentlicht. Demnach wurden 315 Frauen von Männern ermordet, 248 Frauen kamen unter ungeklärten Umständen ums Leben.

Der Verein „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu, KCDP) hat eine Statistik über die Femizide in der Türkei im Jahr 2023 veröffentlicht. Die in Istanbul gegründete Plattform erfasst seit 2008 Daten zu Femiziden. „In diesen 15 Jahren war das einzige Jahr, in dem die Femizide zurückgingen, das Jahr 2011, als die Istanbul-Konvention unterzeichnet wurde. Seit Beginn der Debatte über die Istanbul-Konvention ist ein Anstieg der Femizide und verdächtigen Todesfälle zu verzeichnen. In diesem Jahr, das wir ohne die Istanbul-Konvention verbracht haben, gab es einen starken Anstieg der Femizide und verdächtigen Todesfälle von Frauen. Obwohl es so klar ist, dass viele Frauen überleben könnten, wenn die Istanbul-Konvention tatsächlich umgesetzt wird, hat die politische Macht ihre Unterschrift unter die Istanbul-Konvention zurückgezogen“, teilt die Frauenorganisation mit.

Laut den Daten aus der Statistik sind im vergangenen Jahr 315 Frauen in der Türkei ermordet worden. 248 Frauen kamen unter verdächtigen Umständen ums Leben. Die Bilanz ergibt sich aus Medienrecherchen und direkt an den Verein gestellten Unterstützungsanträgen. Die meisten Femizide wurden in Istanbul verübt, gefolgt von Izmir und Ankara. 65 Prozent der Frauen wurden in der eigenen Wohnung ermordet. 55 Prozent der Frauen wurden erschossen, 31 Prozent erstochen, sechs Prozent erwürgt, vier Prozent zu Tode geprügelt. Bei den Tätern handelte es sich zu 41 Prozent um den Ehemann. In nur drei Prozent der Fälle konnte der Täter nicht festgestellt werden, alle anderen standen in einer partnerschaftlichen oder verwandtschaftlichen Beziehung bzw. waren Expartner.

„Wir werden Frauenmorde stoppen“ weist in dem Bericht darauf hin, dass Straflosigkeit Kriminellen den Mut gibt, erneut straffällig zu werden. Bei zehnt Prozent der Morde an Frauen im Jahr 2023 waren die Täter bereits vorbestraft. Das bedeutet, dass diese Morde von Tätern begangen werden, die wegen einer anderen Straftat vorbestraft waren und teilweise auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurden. Die Plattform fordert einen anderen Umfang der Justiz mit dem Thema Gewalt an Frauen und eine effektive Umsetzung der rechtlich bestehenden Mechanismen zum Schutz von Frauen: „Solange die Straflosigkeit anhält und Schutz- und Präventionsmaßnahmen nicht umgesetzt werden, nehmen die Femizide weiter zu.“