Der Frauendachverband Kongreya Star appelliert angesichts des ungeklärten Gesundheitszustands von Abdullah Öcalan „an alle Frauen und freiheitssuchenden Menschen“, Druck auf die involvierten Institutionen auszuüben. Hintergrund sind die Gerüchte über das vermeintliche Ableben des PKK-Gründers auf der Gefängnisinsel Imrali. Die Generalstaatsanwaltschaft Bursa hat die Gerüchte am Dienstag dementiert und erklärt, Ocalan sei bei guter Gesundheit. Dieses Statement reicht vielen kurdischen und anderen Organisationen jedoch nicht aus, sie fordern einen sofortigen persönlichen Kontakt zu Öcalan.
Kongreya Star erklärt dazu:
„Wir schreiben Ihnen, weil wir uns ernsthaft um die Gesundheit des Vertreters des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, sorgen. Bekanntlich wurde Herr Abdullah Öcalan, der seit mehr als 50 Jahren für Frieden, Demokratisierung und Frauenbefreiung in Kurdistan und im gesamten Nahen Osten kämpft, am 15. Februar 1999 im Rahmen einer internationalen Verschwörung verhaftet und ist bis heute schwerer Isolationsfolter ausgesetzt.
Die ihm auferlegte Isolation ist ein spezieller Krieg, der psychologische Gewalt anwendet, um den Willen des kurdischen Volkes zu brechen. Die unmenschlichen Bedingungen, denen er auf der Gefängnisinsel ausgesetzt ist, verstoßen nicht nur gegen türkisches Recht, sondern auch gegen internationales Recht.
Immer wieder werden die Anträge seines Anwaltsteams, seinen Mandanten zu besuchen, mit rechtswidrigen Begründungen abgelehnt. Die letzte Anwalt-Mandanten-Konsultation im Imrali-Gefängnis mit Herrn Öcalan fand am 7. August 2019 statt. Seitdem gab es keine weiteren Konsultationen oder Familienbesuche und die Situation von Herrn Abdullah Öcalan ist seither unbekannt.
In der Vergangenheit hat es immer wieder Provokationen des türkischen Staates gegeben, die Anlass zur Sorge um die Situation von Herrn Abdullah Öcalan gaben. Wie im März 2007, als vermutet wurde, dass er vergiftet wurde, oder im Jahr 2020, als es auf der Gefängnisinsel brannte und seine Situation unbekannt war. Nicht zuletzt wurden am 14. März 2021 auf anonymen türkischen Social-Media-Accounts Behauptungen über das Wohlergehen von Herrn Abdullah Öcalan aufgestellt.
Ebenso wie seine Anwälte, die eine Erklärung abgegeben haben, und das kurdische Volk, das seit Tagen auf der Straße ist und Klarheit über seine Situation und seine Freilassung fordert, sind auch wir als kurdische Frauenorganisation und Frauen in Nord- und Ostsyrien ernsthaft besorgt über die Situation von Herrn Abdullah Öcalan. Solange es keine dauerhafte Transparenz über die Situation des kurdischen Vertreters Abdullah Öcalan gibt, kann das kurdische Volk nicht ruhen. Seine gesundheitliche Situation ist mit der Situation des gesamten kurdischen Volkes verbunden. Die Sicherheit der Gesellschaft ist die ihres Repräsentanten, jedes Mal, wenn der türkische Staat mit dem empfindlichen Akkord des Volkes spielt und Angst und Panik in der Gesellschaft verbreitet, ist es ein Angriff auf das gesamte kurdische Volk.
Herr Abdullah Öcalan kämpft seit Jahrzehnten und auch während seiner Gefangenschaft auf der Gefängnisinsel für die Rechte der unterdrückten Völker und insbesondere für die Rechte der Frauen. Auch wir Frauen aus Rojava (Westkurdistan) und Frauen aus Nord- und Ostsyrien haben aus der Philosophie und Ideologie von Herrn Abdullah Öcalan Inspiration, Wissen und Kraft geschöpft. Mit diesem Wissen und dieser Kraft haben wir hier in der Region eine Frauenrevolution begonnen und große Schritte für die Rechte der Frauen erreicht.
So wie Herr Abdullah Öcalan sich immer für die Rechte der Frauen eingesetzt hat, müssen auch wir als Frauen zu ihm stehen. Wir rufen alle gesellschaftlichen, politischen und insbesondere Frauenorganisationen auf, sich gegen die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei auszusprechen und aktiv zu werden, um Druck auf die verantwortlichen Institutionen auszuüben, damit diese ihrer Verantwortung nachkommen.
Wir fordern Klarheit über den Gesundheitszustand von Herrn Abdullah Öcalan. Die Isolationshaft muss sofort beendet werden. Der Vertreter des kurdischen Volkes muss sofort freigelassen werden.“