Kongra Star: Wir verteidigen die Frauenrevolution gegen politischen Feminizid!

Nach den Todesschüssen in Paris mahnt die Frauenbewegung Kongra Star zur lückenlosen Aufklärung der Morde. Die Gerechtigkeit dürfe nicht erneut politischen Interessen und zwischenstaatlichen Beziehungen geopfert werden.

Kurz vor dem zehnten Jahrestag des „Massakers von Paris“, bei dem Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 von einem türkischen Attentäter ermordet wurden, sind am Freitag erneut mitten in Frankreichs Hauptstadt tödliche Schüsse auf kurdischstämmige Menschen abgegeben worden: Emine Kara, M. Şirin Aydın und Abdurrahman Kızıl. Sie wurden von einem Angreifer in und vor dem Kulturzentrum „Centre Culturel De Kurde Paris Ahmet Kaya“ sowie einem Restaurant und einem Friseursalon im zehnten Pariser Arrondissement ermordet. Drei weitere Menschen sind verwundet worden, einer davon lebensgefährlich. Die Kongra Star als Dachverband der Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien mahnt zur lückenlosen Aufklärung. Nicht erneut dürfe die Gerechtigkeit politischen Interessen und zwischenstaatlichen Beziehungen geopfert werden. Wir dokumentieren die Stellungnahme des Komitees für demokratische Beziehungen und Allianzen:

Ein politisch motiviertes Attentat gegen die kurdische Freiheitsbewegung

Am 23. Dezember wurden eine Kurdin und zwei Kurden bei einem Terroranschlag in Paris getötet. Der Mörder schoss gezielt auf sie und verletzte drei weitere Personen an drei verschiedenen Orten, die der kurdischen Gemeinschaft in Paris angehören. Vor diesem Hintergrund ist dieser Anschlag mehr als ein rassistischer Anschlag, wie ihn die staatlichen Behörden und die Mainstream-Medien darstellen. Es ist ein politisch motiviertes Attentat, das sich gegen die kurdische Freiheitsbewegung richtet.

Dieser bewaffnete Angriff fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich die Kurdinnen und Kurden in Paris auf das Gedenken an drei kurdische Frauen vorbereiteten, die vor fast zehn Jahren in der Stadt ermordet wurden. Vor einigen Tagen forderten Vertreterinnen und Vertreter der kurdischen Gemeinschaft in Paris die französischen Behörden auf, die Wahrheit über die Ermordung von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 nicht länger zu verbergen und die Täter nicht mehr unter dem Vorwand des „nationalen Interesses“ zu decken.

Vor fast zehn Jahren ermordete ein vom türkischen Geheimdienst rekrutierter Attentäter Sakine Cansız, Gründungsmitglied der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und lebende Geschichte der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung. Gestern wurde Emine Kara (nom de guerre Evin Goyi), eine führende Persönlichkeit der kurdischen Frauenbewegung, am selben Ort ermordet. Sie kämpfte seit fast drei Jahrzehnten für die Freiheit der Frauen und ihres Volkes. Sie war eine jener Frauen, die mit ihrem revolutionären Leben und Kampf die Philosophie von „Jin Jiyan Azadî - Frau Leben Freiheit“ verkörperten.

Keine zufälligen Opfer

Wir glauben nicht, dass Emine Kara, die zusammen mit dem kurdischen Künstler Mîr Perwer (M. Şirin Aydın) und dem Aktivisten Abdurrahman Kızıl ihr Leben verlor, zufällig Opfer dieses Mordes wurde. Vielmehr wurde sie als Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung in Frankreich anlässlich des 10. Jahrestages des Massakers von Paris gezielt ermordet. Die französischen Behörden tragen die Verantwortung dafür, da sie den wahren Grund für den Mord vom 9. Januar 2013 verschweigen. Indem sie die eigentlichen Täter schützen, haben sie den Weg für das zweite Massaker von Paris an Kurdinnen und Kurden geebnet. Wenn die Erklärungen der staatlichen Vertreter in Frankreich und anderswo aufrichtig sind, dann müssen sie handeln und die wahren Mörder vor Gericht bringen. Das kurdische Volk und die kurdische Frauenbefreiungsbewegung warten auf die vollständige Aufklärung der beiden Massaker und auf Gerechtigkeit. Solange aber die wahren Täter geschützt bleiben, sind Verurteilungen durch französische Behörden und andere staatliche Vertreter nur leere Phrasen.

Egal, wer der Schütze ist, wir kennen die Mörder

Vor nunmehr zehn Jahren hat der türkische Staat mit systematischen Attentaten auf führende Persönlichkeiten der kurdischen Frauenbewegung begonnen. Das erste Massaker von Paris ist der Ausgangspunkt dieser strategischen Angriffe, die darauf abzielen, die Führungsrolle der Frauen in der Revolution in Kurdistan zu zerschlagen. Der frauenfeindlich-faschistische türkische Staat ist sich der richtungsweisenden Rolle der autonom organisierten kurdischen Frauenbefreiungsbewegung im Widerstand durchaus bewusst. Jin Jiyan Azadî, das in der ganzen Welt Widerhall findet, ist die Parole einer Frauenrevolution, die in der autonom organisierten Frauenbewegung zur Befreiung des Lebens wurzelt.

Durch die gezielte Ermordung führender Persönlichkeiten der kurdischen Frauenbewegung versucht der türkische Staat, die Frauenrevolution, deren Ziel die Befreiung aller Unterdrückten und Ausgebeuteten ist, zu ersticken. Als Kongra Star, als die kurdische Frauenbewegung von Rojava und Syrien, verurteilen wir den mörderischen türkischen Staat und seine politischen Femizide aufs Schärfste. Wir fordern den französischen Staat auf, die Ermordung von Emine Kara, Mîr Perwer und Abdullah Kızıl lückenlos aufzuklären, die unmittelbaren Täter zur Rechenschaft zu ziehen und nicht zum wiederholten Mal die Gerechtigkeit politischen Interessen und zwischenstaatlichen Beziehungen zu opfern.

Wir bekräftigen unsere Entschlossenheit zur Frauenrevolution und zum Aufbau eines freien Lebens trotz aller frauenfeindlichen und faschistischen Angriffe. Wir werden nicht zulassen, dass der türkische Staat und seine Söldner unseren Kampf durch die Ermordung unserer Genossinnen und die Liquidierung von revolutionären, führenden Frauen zerstören.

Wir rufen die Frauen der Welt, die antikapitalistischen und antifaschistischen Bewegungen und die nach Freiheit strebenden Menschen auf, ihre Stimme gegen die genozidalen Angriffe des türkischen Staates auf Kurdinnen und Kurden zu erheben. Lasst uns die Selbstverteidigung der Frauen stärken, indem wir die internationale Solidarität und die revolutionäre Schwesternschaft stärken.