Der Frauenverband Kongra Star ruft zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November unter der Losung „Gegen alle Formen staatlicher Gewalt und die patriarchalische Denkweise: Jin Jiyan Azadî“ zum gemeinsamen Kampf auf:
Zum 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, möchten wir zunächst alle revolutionären Frauen grüßen, die zu Hause, auf der Straße, in den Gefängnissen und an der Front für die Freiheit kämpfen. Unser besonderer Gruß gilt den Frauen in Ostkurdistan, Belutschistan und ganz Iran, die unter dem Motto „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) einen neuen Maßstab für den Widerstand gesetzt haben. Wir gedenken auch all der Frauen, von Kurdistan bis Afghanistan, von Mexiko bis Indien, die ihr Leben durch männlich-staatliche Gewalt verloren haben. Als Kongra Star führen wir unseren Kampf unter der Losung „Gegen alle Formen staatlicher Gewalt und die patriarchalische Denkweise – Jin Jiyan Azadî" und rufen alle Frauen auf der ganzen Welt dazu auf, sich an der Organisation zu beteiligen.
Die systemische Gewalt gegen Frauen hat ihre Wurzeln in der patriarchalischen Denkweise. Auch alle anderen Formen der Gewalt, von Ausbeutung bis zu Zwangsbesetzungen, von Sklaverei bis zu Massakern, haben sich aus der Unterdrückung von Frauen entwickelt. Deshalb ist der Kampf gegen Gewalt an Frauen notwendig und muss sich gegen die patriarchalische Denkweise richten. Gleichzeitig muss der Staat, dessen Institutionen bis in die tiefsten Schichten vom Patriarchat durchdrungen sind, als die härteste Form angesehen werden, die der Gewalt gegen Frauen neue Nahrung gibt. Vor diesem Hintergrund muss ein radikaler Kampf geführt werden.
In unserer Zeit ist diese Denkweise weltweit wieder auf dem Vormarsch. Das patriarchalische System und seine Ideologie, der Sexismus, führen einen Krieg der besonderen Art gegen Frauen. Es gibt eine konzertierte Aktion, um die Errungenschaften und Rechte zurückzudrängen, die sich Frauen in einem ständigen Kampf erkämpft haben. Es gibt auch Bestrebungen, die Frauenbewegung ganz auszuschalten, indem sie in das bestehende System integriert wird, so dass der Widerstand der Frauen dezimiert und führungslos wird.
In diesem Moment offenbaren die Angriffe des patriarchalischen Systems, die auf der Ebene eines systematischen Krieges geführt werden, eine andere Wahrheit: Es gibt eine reale Chance für den Erfolg einer Frauenrevolution, und sie macht den von Männern dominierten Staaten Angst. Dieser Moment erfordert eine Frauenrevolution. Von der Revolution in Rojava bis zu den Aufständen in Ostkurdistan und Iran breitet sich diese Wahrheit von Kurdistan aus in die ganze Welt aus. Die Losung „Jin, Jiyan, Azadî" ist die Zauberformel der Frauenrevolution. Sie sagt uns, dass die Befreiung des Lebens durch die Führung der Frauen eine freie Denkweise, autonome Organisation und die Kraft der Selbstverteidigung erfordert.
Eine Revolution findet nicht an einem Tag statt, sondern bedeutet eine Phase des unvergleichlichen Widerstands. Die Frauenrevolution in Rojava und Nord- und Ostsyrien ist noch nicht abgeschlossen, aber sie entwickelt sich weiter. Unsere Revolution ist täglich mit neuen Angriffen konfrontiert. Vor allem der faschistische türkische Staat, der ein Feind der Frauen ist, versucht, unsere Revolution durch brutale Angriffe zu zerstören, die bis zu einem regelrechten Krieg reichen. In den besetzten Gebieten begeht er Feminizide. Bei seinen barbarischen Angriffen zielt er besonders auf die weibliche Führung ab. Er tut dies, weil er die führende Rolle der Frauen in der Revolution kennt, und versucht, den Freiheitswillen unseres Volkes zu zerstören, indem er die mächtige Führung organisierter Frauen vernichtet.
Während die Anti-Sexismus-Bewegung auf globaler Ebene wächst, stärkt das patriarchalische System auf der ganzen Welt den Nationalstaat. Das betrifft auch unsere Region. Die Ideologie des dominanten Mannes will die Frauenrevolution durch eine eigene Gegenrevolution ersetzen. Die tiefe Hegemonie des modernen Kapitalismus öffnet einerseits unsere Region für physische Angriffe, wie wir in der jüngsten Offensive des türkischen Besatzerstaates seit dem 20. November sehen, und führt andererseits soziale, wirtschaftliche, politische und ideologische Angriffe durch. Dies ist einer der Gründe, warum Abdullah Öcalan (Rêber Apo), der Philosoph hinter der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung, auf der Insel Imrali in der Türkei in absoluter Isolation gehalten und gefoltert wird.
Als Kongra Star sehen wir jede Form von Gewalt gegen Frauen, sei es durch staatliche Kräfte oder die patriarchalische Mentalität innerhalb der Gesellschaft, als Angriff auf die Frauenrevolution. Deshalb ist der Kampf gegen Gewalt an Frauen der Kampf für die Frauenrevolution. Der Schutz der Frauenrevolution bedeutet die Stärkung und Ausweitung der Frauenorganisation. Staatliche und patriarchale Gewalt gegen Frauen kann nicht nur durch das Gesetz bekämpft werden. Es ist auch wichtig, ein freies Denken unter Frauen zu fördern und die autonome Organisierung und Selbstverteidigung zu stärken.
Das ist unsere Position zu allen Formen von Gewalt gegen Frauen. Als Antwort auf jeden Angriff auf die Wahrheit der Frauenrevolution werden wir unsere Organisierung stärken. Die Verteidigung der Frauenrevolution gegen alle Formen und Ausprägungen der patriarchalischen und staatlichen Denkweise bedeutet, einen radikalen und beispiellosen Kampf zu führen. Wir sind die Anführerinnen dieses revolutionären Kampfes. Wir sind die Nachfolgerinnen derer, die für die Freiheit gefallen sind. Wir sind die Suchenden nach einem freien Leben, das im Licht der Wahrheit der Philosophie von Abdullah Öcalan gefunden wird.
Von Westkurdistan über Nord- und Ostsyrien bis hin zum Nahen Osten und der ganzen Welt werden wir erfolgreich eine zweite Frauenrevolution durchführen. Indem wir unsere Führung, unsere Organisierung und unsere Selbstverteidigungskraft stärken, werden wir das 21. Jahrhundert in ein Jahrhundert der freien Frauen und Menschen verwandeln. Unser Bestreben ist groß, unsere Hoffnung ist stark, unsere Überzeugung ist so hell wie die Sonne.
Im Bewusstsein der Notwendigkeit des Kampfes rufen wir alle Frauen der Welt auf, ihren Platz in der Revolution einzunehmen. Wir müssen dafür sorgen, dass nicht eine einzige Frau unorganisiert bleibt. Denn der heutige Kampf ist für uns alle so notwendig wie Brot und Wasser. Das ist die Situation, in der wir uns befinden. Die Möglichkeiten, ein freies Leben aufzubauen, sind stärker als je zuvor. Aber gleichzeitig ist auch die Bedrohung für den Kampf der Frauen groß.
Um alle Bedrohungen zu besiegen und diese goldene Gelegenheit zu ergreifen, das patriarchalische System zu stürzen, werden wir unseren Kampf gegen alle Formen von Gewalt an Frauen und die von Männern dominierte Denkweise intensivieren. Unter dem Motto „Frauen, Leben, Freiheit" werden wir unsere Führungsrolle im Prozess des Aufbaus eines demokratischen Konföderalismus der Frauen im Nahen Osten stärken. Wir müssen unser Jahrhundert zum Zeitalter der Frauenbefreiung machen, indem wir die Revolution der Frauen unterstützen!