Kommentar: Präsident Erdogan bombardiert für „Frauenrechte“

Die Wahrung von Frauenrechten als Legitimierung für imperialistische Invasionen? Präsident Erdogan schließt mit solchen Aussprachen an eine leider altbekannte Tradition an.

Doch ist es besonders abscheulich, diese Worte am heutigen Tag, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu hören, welcher im Jahre 2022 gleichzeitig den achten Tag einer erneuten türkischen Militäroffensive in Nordostsyrien darstellt.

Denn die Kräfte, die Erdogan gerade hinterhältig aus der Luft bombardiert, sind gerade diejenigen, die im 21. Jahrhundert eine führende Rolle im Kampf gegen Gewalt an Frauen spielen – und zwar unter der Vorreiterrolle von Frauen. Die Volksverteidigungseinheiten YPG und die Frauenverteidigungseinheiten YPJ waren es, welche entschieden den Kampf gegen die brutalen islamistischen Banden des sogenannten Islamischen Staates führten. Dieser war nicht gerade bekannt dafür, für die Rechte von Frauen einzustehen. Im Gegenteil, vielmehr litten wenige Gruppen so sehr unter dessen Herrschaft wie Frauen. Wir brauchen nur an den Genozid und Feminizid an den Ezid:innen im August 2014 zu denken. Wie in der heutigen Erklärung des ezidischen Frauendachverbands SMJÊ zuletzt erinnert, hatte der IS damals Tausende von Frauen und Kinder als ‚Beute‘ gefangen genommen, systematisch gefoltert, vergewaltigt und als Sexsklavinnen missbraucht.

Wenn Erdogan nun davon spricht, „wir werden niemals zulassen, dass auch nur eine einzige Frau Gewalt ausgesetzt wird oder einem Mord zum Opfer fällt“, wieso hat die Türkei dann aktiv den IS unterstützt? Wieso bombardiert er die kurdische Freiheitsbewegung? Wieso zerstören seine Kampfflugzeuge gerade die zivile Infrastruktur in Nord- und Ostsyrien – also das Rückgrat der Gesellschaft, die seit zehn Jahren ein feministisches Projekt praktisch werden lässt?

Selbstverständlich sind das rhetorische Fragen. In seiner Rede auf einer Veranstaltung anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen missbraucht er Frauenrechte, um seine anti-kurdische Politik und seine militärische Gewalt zu legitimieren und zugleich die Rolle, welches das kapitalistische Patriarchat für die Frau vorsieht, zu verteidigen. Die kurdische Freiheitsbewegung ist für ihn nichts weiter als eine „terroristische Organisation“, die „Frauen nach dem Leben trachtet, junge Mädchen betrügt und sie in die Berge verschleppt“. Er diskreditiert explizit die Mütter der gefallenen Kämpfer:innen, die sich seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und Aufklärung einsetzen. Ein Schlag ins Gesicht all jener Frauen, die gerade in ganz Kurdistan ihr Leben riskieren, um für ihre Rechte zu kämpfen – und sich explizit auf die Frauenbewegung und ihre Parole „Jin Jiyan Azadî“ berufen.

Glücklicherweise kämpfen Frauen auf der ganzen Welt gegen faschistoide Diktatoren wie Erdogan und durchschauen diese Arten von widerlichen Heuchlereien. In diesen Tagen des Krieges gegen die Errungenschaften von Frauen in ganz Kurdistan wollen wir diese heute besonders verteidigen. Deshalb, heraus auf die Straßen am diesjährigen 25. November!