Ezidischer Dachverband: „Jin Jiyan Azadî“ an jeden Ort bringen
Anlässlich des 25. Novembers, der Tag gegen Gewalt an Frauen, weist der ezidische Frauendachverband SMJÊ auf den Genozid und Femizid in Şengal hin.
Anlässlich des 25. Novembers, der Tag gegen Gewalt an Frauen, weist der ezidische Frauendachverband SMJÊ auf den Genozid und Femizid in Şengal hin.
Anlässlich des 25. Novembers, der Tag gegen Gewalt an Frauen, hat der Dachverband des ezidischen Frauenrates eine Erklärung veröffentlicht. Diese lautet wie folgt:
Von den Mirabal-Schwestern bis zu den Bêrîvans, Hacers, Saras, von den Nûjiyans bis zu den Hevrîn Xalefs, von der kleinen sechsjährigen Axîn, von den Jîna Aminis bis zu den Nagihans, die Stimme der Frauen erhebt sich allmählich mit der Philosophie von Jin, Jiyan, Azadî ausgehend von Kurdistan, und verbreitet sich in der ganzen Welt. Als SMJÊ (Dachverband des êzidischen Frauenrates) begrüßen wir in diesem Jahr den 25. November, den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, mit unserer Forderung, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauen sein wird.
Gewalt gegen Frauen bleibt systematische und politische Frage
Überall auf der Welt werden Frauen jedoch systematisch angegriffen, brutal ermordet und allein aufgrund ihres Geschlechts stark benachteiligt. Während Belästigung, Vergewaltigung, psychische und wirtschaftliche Gewalt gegen Frauen in vollem Umfang fortbestehen, werden die Täter leider nicht angemessen strafrechtlich verfolgt. Schwere Straftaten gegenüber Frauen werden durch Medien und der Berichterstattung durch falsche Begrifflichkeiten heruntergespielt – solche Fälle sind keine „Beziehungstragödien“ oder ein Erklärungsgrund für die Herkunft. Es ist eine systemische und politische Frage.
Ebenso wie Völkermord bleibt auch der Femizid auf nationaler und internationaler Ebene ungesühnt. Am 3. August 2014 wurde das êzidische Volk in Shengal (Nordirak/Südkurdistan) vor den Augen der ganzen Welt von IS-Banden angegriffen und einem großen Völkermord ausgesetzt. Es handelte sich nicht nur um einen Völkermord, sondern auch um ein Massaker an Frauen, einem Feminizid. Der IS hat damals um die 7.000 êzidische Frauen und Kinder als „Beute“ gefangen genommen. Tausende wurden brutal massakriert, Hunderttausend Menschen mussten ihre Heimat verlassen und suchten Schutz über lebensgefährliche Wege in anderen Staaten, sie wollten der Vernichtungsgewalt des IS entkommen. Denn die Zahl der gefangenen Êzidinnen war nicht nur eine hohe Zahl, vielmehr stand hinter diesem Ausmaß eine Systematik des noch weiter andauernden Feminizids . Die 7.000 gefangenen Frauen und Kinder wurden systematisch gefoltert und vergewaltigt, sie wurden mehrfach als Sexsklavinnen unter den IS-Kämpfern herumgereicht und sogar als Sklavinnen auf Märkten in verschiedenen Länder verkauft.
Errungenschaften der Ezid:innen sollen zerstört werden
Diese große Katastrophe verursachte einen großen Völkermord, ein Massaker an Frauen und Kindern und eine Massenvertreibung. Nach dem Völkermord wurde die Notwendigkeit und Unvermeidlichkeit der Selbstverwaltung und Selbstverteidigung des êzidischen Volkes zum Schutz seines selbst und seines Glaubens deutlicher, und in Shengal wurde zum ersten Mal eine demokratische Autonomie unter der Führung von Frauen ausgerufen. Es sind die jungen êzidischen Frauen und Mütter, die die Wunden des Genozids an der ganzen êzidischen Gemeinschaft durch ihre aktive Selbstorganisation verheilen lassen. Doch heute greift der türkische Staat mit Drohnen, die mit Hilfe der westlichen Staaten erworben wurden, Shengal weiter an und will die Zukunft der Genozidüberlebenden, angetrieben durch der Vorreiterrolle der Frauen, zerstören. Dagegen wird der Kampf unserer Frauen weiter wachsen. Das Schicksal der knapp 2.700 entführten êzidischen Frauen, die noch immer von den Banden des IS gefangen gehalten werden, ist unbekannt.
System kann nur durch den Widerstand der Frauen gestürzt werden
Wir befinden uns in einem Prozess, in dem das von Männern dominierte System nicht einmal mehr zählen kann, wie viele Frauen jeden Tag von männlichen Tätern ermordet werden. Es wird ein Massaker an Frauen verübt, mit Praktiken, die Gewalt, sexistische und frauenfeindliche Politiken legitimieren. Alle Frauen, die von dem von Männern dominierten System und den männlichen Tätern ermordet werden und Gewalt ausgesetzt sind, sind unsere Rebellion, unser Grund zum Kampf. Inmitten dieses schmutzigen Krieges gegen die Existenz der Frauen wurde Jîna Aminî, die als Kurdin und Frau vom Mullah-Regime ermordet wurde, zum konkretesten Indikator dafür, dass dieses krisenhafte und chaotische System nur durch den Widerstand der Völker und Frauen zur Rechenschaft gezogen werden kann. Auf dieser Grundlage begrüßen wir den Widerstand der Frauen und Völker im Iran.
Kampf der Frauen als größte Kraft
Anlässlich des 25. November zeigt sich heute einmal mehr, dass der Kampf der Frauen die größte Kraft ist, die die Freiheit der Frauen und die Freiheit der Gesellschaft sichern wird. In der Überzeugung, dass die Gesellschaft auf der Grundlage der Frauenbefreiung von Gewalt und auch von staatlicher Gewalt befreit werden wird, und im Geiste des Kampfes vom 25. November, rufen wir alle Frauen auf, ihren Widerstand und ihren Kampf zu verstärken. Wir versprechen, dass der Kampf der Frauen für die Freiheit nicht mehr aufgehalten werden kann!
Als SMJE rufen wir alle Frauen dazu auf, anlässlich des 25. November ihre Stimme zu erheben, den Widerstand JIN JIYAN AZADÎ an jeden Ort zu bringen und die Bereiche, in denen Frauen gemeinsam befreit werden, zu vergrößern.“