KJK ruft zum Kampf gegen kulturelle Besatzung auf

Die KJK bezeichnet die Verhaftung der Kurdischlehrerin Zara Mohammadi in Iran als politische Maßnahme gegen die kurdische Identität und ruft zum Kampf gegen die kulturelle Besatzung auf.

Das Bildungskomitee der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (Komalên Jinên Kurdistanê, KJK) verurteilt die Verhaftung von Zara Mohammadi in Iran als rechtswidrige und politische Entscheidung gegen die kurdische Sprache, Identität und Existenz. Die Kurdischlehrerin und Mitbegründerin der Kulturvereinigung Nûjîn musste vor einer Woche eine fünfjährige Haftstrafe in Sine (Sanandaj) antreten.

In einer Stellungnahme der KJK zu der Verhaftung der 29-jährigen Kurdin wird darauf hingewiesen, dass Bildung ein universelles Recht ist. „Die Lehrerin Zara Mohammadi ist Expertin für ihre eigene Sprache. Ihre Verhaftung aufgrund ihres kurdischen Sprachunterrichts zeigt, dass sich das iranische Regime nicht demokratisiert und den Menschen im Iran das Recht auf muttersprachlichen Unterricht verwehrt wird“, erklärt das Bildungskomitee der KJK.

Das Komitee appelliert insbesondere an kurdische Frauen und Jugendliche, den Kampf für ihre Muttersprache in Iran fortzusetzen. Dasselbe gelte auch für die Türkei, wo die AKP/MHP-Regierung versuche, die Jugend in hirnlose Roboter zu verwandeln, die nichts mehr hinterfragen. In diesem Zusammenhang verweist die KJK auf den Suizid des Medizinstudenten Enes Kara, der die tägliche Indoktrination in einem Wohnheim des islamisch-fundamentalistischen Nur-Ordens nicht länger ertragen konnte: „Das faschistische AKP-Regime will eine gesellschaftsfeindliche Gesellschaft installieren, der das Recht auf Bildung vorenthalten wird.“ Kurdinnen und Kurden müssten sich gegen diese „kulturelle Besatzung“ wehren und ein Bewusstsein für das von Abdullah Öcalan vorgelegte Modell der demokratischen Moderne schaffen, so die KJK.

Hintergrund: Kurdischunterricht als Verstoß gegen die nationale Sicherheit

Zara Mohammadi hat einen Master in Geopolitik und ist Mitbegründerin und Leiterin der Kulturvereinigung Nûjîn, die in Sine und Umgebung zivilgesellschaftliche und bildungspolitische Initiativen fördert. Im Mai 2019 wurde sie von der iranischen Revolutionsgarde verhaftet und in ein vom Geheimdienst betriebenes Gefängnis überstellt. Zuvor unterrichtete sie Kinder in Dörfern bei Sine in kurdischer Sprache.

Im Juli 2020 verurteilte ein iranisches Revolutionsgericht Zara Mohammadi zu zehn Jahren Haft wegen „Bildung einer Gruppe gegen die nationale Sicherheit“. In der Berufungsinstanz im Februar vergangenen Jahres wurde die ursprüngliche Strafe auf fünf Jahre reduziert, Mohammadi konnte in der Folge gegen die Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt werden. Doch trotz einer detaillierten Begründung für eine Revision lehnten die Richter des Obersten Gerichts den Antrag auf Überprüfung des Urteils ab.

Auch zahlreiche Appelle für die Aufhebung der Strafe gegen Mohammadi, darunter eine Initiative von mehr als neunzig Intellektuellen aus verschiedenen Ländern, zu deren Unterzeichnenden unter anderem der US-amerikanische Linguist Noam Chomsky, der kurdische Sozialtheoretiker Abbas Vali und der türkische Soziologe Ismail Beşikçi gehören und die außerdem ein Ende der Kriminalisierung der kurdischen und aller anderen nicht-persischen Sprachen fordert, wurden vom iranischen Regime und seiner Justiz ebenso ignoriert wie Aufrufe von Amnesty International und den Vereinten Nationen.