KJK: Bis alle gefangenen Frauen im Iran frei sind

Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) ruft dazu auf, Bemühungen und Initiativen für die Freilassung von weiblichen Gefangenen im Iran zu stärken und Aktionen zu intensivieren, die das politische und gesellschaftliche Umfeld sensibilisieren.

Die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (Komalên Jinên Kurdistanê, KJK) ruft Frauenrechtlerinnen und Organisationen dazu auf, Bemühungen und Initiativen im Hinblick auf die Befreiung von weiblichen Gefangenen im Iran zu stärken und Aktionen zu intensivieren, die das politische und gesellschaftliche Umfeld hierfür sensibilisieren. Insbesondere die Kampagne zur Freilassung der kurdischen Aktivistin Zeynab Jalalian sollte gestärkt werden, damit sie eine größtmögliche Wirkung entfalten und die Öffentlichkeit über das Schicksal aller im Iran inhaftierten Frauen aufmerksam machen kann. Der Appell der KJK ist an alle Gemeinschaften des Iran gerichtet, jedoch im Besonderen an das kurdische Volk.  

In der am Donnerstag veröffentlichten Erklärung hebt die KJK die Bedeutung des Paradigmas von Abdullah Öcalan hervor, auf dessen Grundlage der Freiheitskampf der kurdischen Frauen im Mittleren Osten „entsprungen ist, wächst und gedeiht“. Überall auf der Welt werden dem Kampf, dem Widerstand und dem Mut der kurdischen Frauen große Bewunderung und Respekt zuteil, heißt es weiter. „Und die Revolution von Rojava hat eine neue Frau hervorgebracht. Es ist eine freie und unabhängige Frau, die sich für ihr eigenes Leben entscheidet und es nicht länger im Schatten von Männern verbirgt. Es ist eine Frauenrevolution, die mit Sakine Cansız begann und deren Einfluss kurdische Frauen auf der ganzen Welt spüren. An ihrer Seite erleben auch alle anderen Frauen, die im Mittleren Osten auf Freiheit drängen, den revolutionären Prozess, und kämpfen gemeinsam mit ihren kurdischen Mitstreiterinnen. Es sind türkische, arabische, persische, armenische, assyrische, aramäische und afghanische Frauen, mit denen wir gemeinsam kämpfen.“

Frauen wurden physisch wie gedanklich weggesperrt

In Iran und Ostkurdistan waren Frauen schon immer Teil von sozialen Freiheitsbewegungen und nahmen stets konsequent eine Voreiterinnenrolle bei der Entfaltung ihrer Ziele ein. Doch das System, das 1979 eingeführt wurde, machte sich als erstes daran, die Freiheiten und Rechte von Frauen drastisch einzuschränken. Die Islamisierung der Gesellschaft hatte die Separierung der Geschlechter und institutionalisierte Diskriminierung von Frauen zur Folge. Die KJK beschreiben diese Veränderung als einen „Krieg gegen die Rechte der Frauen“, die seitdem als Geschlecht zweiter Klasse betrachtet werden. „Die männliche Vorherrschaft hat ein äußerst ungerechtes System geschaffen, in dem sie alle Rechte ausschließlich für sich selbst beansprucht. Frauen wurden physisch wie auch gedanklich weggesperrt und unterdrückt. Um zu verhindern, dass sie einen freien, unabhängigen und selbstbestimmten Status erlangen, ging das Regime unterdrückerisch und vernichtend gegen Frauen vor. Sie werden als minderwertige Geschöpfe behandelt. Der faschistische türkische Staat orientiert sich bei seiner Politik gegenüber dem kurdischen Volk und den kurdischen Frauen am Iran. Natürlich gab es in der Geschichte des Iran immer Widerstand gegen die Versklavung von Frauen. Diese Kämpfe halten immer noch an.“

Zeynab Jalalian

Die 1982 in Makû (Mako) geborene Zeynab Jalalian wurde im Sommer 2008 in Kirmaşan verhaftet und im Januar 2009 wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in der „Partei für ein freies Leben in Kurdistan“ (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê – PJAK) zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde im November 2011 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Direkt nach ihrer Verhaftung hatte sie acht Monate lang in einer Strafvollzugseinrichtung des Geheimdienstministeriums in Untersuchungshaft gesessen. Ihren Angaben zufolge wurde sie während dieser Zeit gefoltert. In ihrem Gerichtsverfahren, das offenbar nur wenige Minuten dauerte, hatte sie keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Im Gefängnis erkrankte sie an Covid-19. Aktuell ist sie im Gefängnis von Kerman inhaftiert. Seit mehr als zwei Wochen befindet sie sich aus Protest gegen die Haftbedingungen und mit der Forderung nach einer angemessenen Behandlung ihrer Vorerkrankungen im Hungerstreik.

Zara Mohammadi, Sakineh Parvaneh und Soheila Hijab

Die inhaftierten kurdischen Aktivistinnen Sakineh Parvaneh und Soheila Hijab befinden sich ebenfalls im Hungerstreik. Die Kurdischlehrerin Zara Mohammadi wurde vor kurzem von einem iranischen „Revolutionsgericht“ in Sine (Sanandaj) wegen „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Kurdische Frauen in Iran werden zweifach unterdrückt – sowohl weil sie Kurdinnen sind, als auch Frauen, führt die KJK weiter aus. „Die Islamische Republik Iran sieht Frauen als Objekte an, die Kinder auf die Welt bringen und Sklavenarbeit für ihre Männer verrichten. Bei Jalalian, Mohammadi und den anderen handelt es sich um Frauen, die verhaftet wurden, weil sie das System des Regimes ablehnten und sich auf die Suche nach einer neuen Freiheit begaben. Darum nähert sich die Islamische Republik Frauen mit politischer Identität mit Hass und erklärt sie zu Feindinnen des Regimes. Sie werden bestraft und unter Druck gesetzt.“ Umso mehr liege es an den Frauen im Iran, ihre Stimme für ihre gefangenen Genossinnen zu erheben und ihre Aktivitäten für sie zu steigern.