KJAR startet Kampagne gegen Kinderehe in Iran
Der ostkurdische Frauenverband KJAR hat unter dem Motto „Kinderehe ist Femizid” eine Kampagne gegen die Verheiratung von Mädchen in Iran ins Leben gerufen.
Der ostkurdische Frauenverband KJAR hat unter dem Motto „Kinderehe ist Femizid” eine Kampagne gegen die Verheiratung von Mädchen in Iran ins Leben gerufen.
Die Gemeinschaft der Freien Frauen Ostkurdistans (Komalgeha Jinên Azad ên Rojhilatê Kurdistan, KJAR) hat eine Kampagne gegen die Verheiratung von Kindern in Iran ins Leben gerufen. Wie der Frauenverband am Montag mitteilte, sei die Initiative im Rahmen der seit Anfang des Jahres andauernden Aktionen gegen Femizid und Hinrichtungen von Frauen entstanden.
Sogenannte Kinderehen sind in der Islamischen Republik Iran legal. Laut Paragraf 1014 des iranischen Zivilgesetzes, das auf islamischem Recht basiert, können Mädchen können ab einem Alter von 13 Jahren, Jungen ab 15 Jahren verheiratet werden. Überdies können Eltern von Mädchen unter 13 Jahren von einem Richter die „Heiratsreife“ ihrer Tochter bestätigen lassen. So können selbst Mädchen im Alter von sieben oder acht Jahren ganz legal von ihren Eltern verheiratet werden.
Jedes Jahr 30.000 „Kinderbräute“ unter 14 Jahren
Laut der iranischen Vizepräsidentin für Frauen und Familien, Masoumeh Ebtekar, werden in Iran jedes Jahr mindestens 30.000 Mädchen unter 14 Jahren verheiratet. Frauen- und Kinderrechtsorganisationen versuchen seit Jahren, Kinderehen zu verbieten. Dies scheiterte bisher aber am Widerstand des Klerus und der konservativen Parteien im Parlament. Das Regime fördert die Kinderehe sogar mit günstigen Heiratskrediten, um die „Familiengründung“ zu erleichtern. Vor allem in den ländlichen und weitaus ärmeren Gebieten nehmen dadurch die Ehen von Minderjährigen stark zu.
KJAR: Klerus will patriarchale Machtdynamik aufrechterhalten
Die KJAR sieht in der andauernden Legalität der Kinderehe in Iran unter anderem die Absicht, die Entscheidungs- und Handlungsspielräume von Mädchen und Frauen zu minimieren und die patriarchale Machtdynamik aufrechtzuerhalten. Im Iran gebe es keine Gruppen, die sich dynamischer entwickelten als die der Frauen und der Jugend. Vor allem Frauen seien diejenigen, die Veränderungen am stärksten befeuern und den gesellschaftlichen Fortschritt vorantreiben. Demgegenüber wolle die von patriarchalen Unterdrückungsverhältnissen geprägte Mentalität des Regimes an der Behandlung von Frauen als minderwertige Geschöpfe festhalten und sie ausbremsen, um die Macht des Klerus zu erhalten.
Widerstand gegen unterdrückerische Mentalität des Patriarchats
„Eine so patriarchale Auffassung steht unserem Verständnis von Gleichberechtigung diametral entgegen“, so die KJAR. „Unsere Bewegung kämpft gegen diese vorherrschende Mentalität, die täglich die Existenz der Gesellschaft aufs Spiel setzt. Wir hatten bereits eine Kampagne initiiert, die das Motto ‚Es ist Zeit, das Leben gegen Femizid und Exekutionen zu verteidigen‘ trägt. Im Rahmen unserer Aktivitäten sind wir mit vielen verschiedenen frauen- und zivilrechtlichen Organisationen zusammengekommen, haben Aufklärungsarbeit geleistet und andere umfangreiche Maßnahmen ergriffen“, erklärt die KJAR. Nun sei die Kampagne „Kinderehe ist Femizid“ eingeleitet worden. „Das ist ein weiterer Schritt gegen das patriarchale System und die rassistische Vorherrschaft des iranischen Staates. Wir werden auch jetzt wieder mit der Gesellschaft zusammenkommen, den Kampfgeist der Frauen ankurbeln und Widerstand gegen die unterdrückerische Mentalität des Patriarchats leisten.“