Khatun Sultans Kampf gegen das Patriarchat

Khatun Sultan ist eine Araberin, die seit den 1990er Jahren inspiriert von der PKK in Nordsyrien gegen Sexismus, Patriarchat und Ungleichheit kämpft.

Die Araberin Khatun Sultan stammt aus Minbic. Nach der Besetzung der Stadt durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) floh sie nach Şehba, wo sie seitdem lebt. In einer Reportage mit der Nachrichtenagentur ANHA berichtet sie über ihren Weg zur Freiheitsbewegung.

Die Soldaten drohten uns mit Verhaftung, wenn wir weiter Kurdisch sprächen“

Sie berichtet, ihre erste Verbindung zu Kurd:innen habe sie durch ihren aus Efrîn stammenden Ehemann erlebt. Als sie zusammen mit ihrer Schwiegermutter ihren Schwager im Gefängnis von Tadmur besuchen wollte, erlebte sie ihren ersten Widerspruch mit dem arabisch-monistischen System des Baath-Regimes: „Ich war 21 Jahre alt. Als der Bruder meines Mannes ins Besuchszimmer kam, sprach seine Mutter Kurdisch mit ihm. Die Soldaten kamen, zwangen uns die Hände hochzunehmen und drohten uns mit Verhaftung, wenn wir weiter Kurdisch sprächen. Daraufhin protestierte ich und sagte, dass meine Schwiegermutter Kurdin sei und kein Arabisch spräche. Die Soldaten brachen daraufhin den Besuch ab und warfen uns raus. Ich weinte, bis wir unsere Wohnung in Aleppo erreichten. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, fragte ich mich, warum sie meiner Schwiegermutter nicht erlaubten, Kurdisch zu sprechen, aber es gab niemanden, der mir diese Frage beantworten konnte.“

Die Antwort auf diese Frage habe sie bei der PKK gefunden, erzählt Khatun Sultan: „Wir hatten einen kurdischen Nachbarn. Früher kamen ständig ‚Freunde‘ zu der Familie nach Hause. Ich kannte sie nicht, aber mein Nachbar hat mir gesagt, wer sie sind. Ich war sehr beeindruckt und wollte mit ihnen arbeiten. Ich war ständig auf der Suche. Nachdem ein paar Tage vergangen waren, begann ich in der Volksarbeit aktiv zu werden.“

Erster Schritt: Erlernen der Sprache

Khatun berichtet, dass es ihr zunächst sehr schwer gefallen sei, Kurdisch zu lernen, sie es aber schließlich durch ihr praktisches Engagement gelernt habe. Insbesondere ihr Blick auf die Situation von Frauen veränderte sich durch ihren Kontakt mit der Freiheitsbewegung: „Je tiefer ich mich mit den Ideen in der Bewegung befasste, desto mehr verstand ich die Bedeutung des freien Willens der Frauen. Denn uns als arabische Frauen wurde kein Recht und kein eigener Wille zugestanden.“

Größtes Bedauern

Khatun Sultan erinnert sich, dass nachdem Zîlan (Zeynep Kınacı) sich selbst bei einer Aktion gegen eine türkische Militärparade 1996 in Luft gesprengt hatte, ein Mitglied der Partei aus dem Libanon nach Şêxmeqsûd gekommen sei und berichtet habe, Abdullah Öcalan hätte von ihr gesprochen und wolle sie treffen. „Rêber Apo [Abdullah Öcalan] wollte sich mit mir treffen, aber ich bin nicht zu diesem Treffen gegangen, weil ich Angst hatte und aufgeregt war. Das bedauere ich zutiefst.“

Konfrontation mit Regimesoldaten

Khatun Sultan arbeitete klandestin im Frauenkomitee von Efrîn. Dabei kam es zu einem Zusammenstoß mit syrischen Regimesoldaten. „Newroz 2006 kam eine Gruppe Regimesoldaten zu unserer Newrozfeier. Ich wechselte meine Sprache auf Arabisch, versammelte meine Kinder um mich und sagte ihnen, sie sollten nicht aufhören, zu weinen, bis ich das Archiv, die Kameras und USB-Sticks weggebracht hätte. Ich wickelte die Datenträger in die Windel eines zweijährigen Kindes. Es gab auch zwei junge Freundinnen, die sich Tücher um den Kopf banden. Ich tat so, als wären sie ebenfalls meine Kinder. Der Plan war erfolgreich. Die Soldaten ließen uns gehen. Weil wir Araberinnen waren, dachten sie, wir hätten mit den Freunden nichts zu tun.“

Ich werde meinen Kampf noch verstärken“

Zwei von Khatun Sultans Kindern beteiligen sich ebenfalls am Freiheitskampf. Khatun unterstreicht, dass durch die Philosophie Öcalans eine Befreiung von der Unterdrückung durch die Diktatur möglich sein werde. Sie kündigt an, sich entschlossen an der Selbstverteidigung zu beteiligen und den Kampf auszuweiten.