Jineolojî-Vortrag an der Universität Lüneburg

Dejla Haidar von der Universität Kobanê besucht am 28. Februar die Universität Lüneburg und berichtet über die Frauenwissenschaft Jineolojî.

Der Besuch der Dozentin Dejla Haidar aus Rojava stellt einen neuen Schritt im akademischen und politischen Austausch zur Frauenwissenschaft Jineolojî dar. Am 28. Februar, von 18.00–20.00 Uhr, wird die Wissenschaftlerin, die an der Universität Kobanê und der Rojava-Universität in Qamişlo lehrt und forscht, auf ihrer Rundreise durch Deutschland die Leuphana Universität Lüneburg besuchen.

Verbreitung des antipatriarchalen Bildungsansatzes

Die offene Veranstaltung am Archipelago Lab des Instituts für Philosophie und Kunst ist von besonderer Bedeutung, da sie Teil der Rundreise einer Bildungsdelegation aus der Selbstverwaltungsregion Nord- und Ostsyrien, bekannt als Rojava, ist, die zum ersten Mal Deutschland besucht. Sie zeigt das große internationale Interesse an der Verbreitung des freiheitlich-radikaldemokratischem Bildungsansatzes in Rojava und insbesondere an der Jineolojî, welche den Ansatz verfolgt, die patriarchal geprägten Wissenschaften zu revolutionieren. Bei der Reise der Bildungsdelegation geht es außerdem darum, kritische Ansätze an deutschen Hochschulen kennenzulernen und Möglichkeiten eventueller zukünftiger Kooperationen zu erörtern.

Universitätspartnerschaften werden aufgebaut

Dem Besuch der Universität Lüneburg war ein Besuch der Alice-Salomon-Universität in Berlin vorausgegangen. Dort fand ein Austausch mit Studierenden und Lehrkräften sowie wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und der Gleichstellungsbeauftragten statt. Haidar berichtete über den Aufbau der freiheitlichen, basisdemokratischen Universitäten in Rojava und die feste Installation von Jineolojî sowohl im Unterricht als auch in der Gesellschaft im Allgemeinen. So werde auf eine gesellschaftliche Transformation weg von patriarchalem, rassistischen und nationalistischen Denk- und Gesellschaftsmustern hin zu einem Zusammenleben jenseits von Staat, Macht und Gewalt hingearbeitet. Seit fünf Jahren besteht eine Hochschulpartnerschaft der Hochschule Emden/Leer mit dem Fachbereich Jineolojî an der Rojava-Universität. Eine mögliche Partnerschaft der Alice-Salomon-Hochschule steht nun zur Debatte.

Jineolojî-Studiengang in Rojava

Jineolojî wird zum einen als fünfsemestriger Studiengang an der Universität Rojava in Qamişlo gelehrt, zum anderen ist sie ein fester Bestandteil aller Studiengänge an allen drei Universitäten in der nordostsyrischen Autonomieregion und wird auch an den Schulen unterrichtet. Zudem bestehen Forschungszentren und Akademien für Jineolojî. Die Frauenwissenschaft Jineolojî beschäftigt sich nicht nur mit Forschung, sondern auch mit der Bildung der Gesellschaft. So werden systematisch Bildungs- und Forschungsprogramme durchgeführt. Im Jahr 2022 beschäftigte sich die Jineolojî in Rojava mit Frauensoziologie, Moral und Ästhetik, Familienbeziehungen, Trennungsgründen, dem Frauenwiderstand in Nord- und Ostsyrien und der Frauengeschichte. An den Bildungsprogrammen in Rojava nahmen 2022 mehr als 10.000 Menschen teil.

Titelbild: Dejla Haidar auf einer Veranstaltung in Berlin