In Silêmanî hat eine zweitägige Fortbildung zum Thema Jineologie stattgefunden. In dem Seminar wurde der Begriff Jineologie erörtert und darüber gesprochen, warum die Frauenwissenschaft Einzug in alle Bereiche des Lebens erhalten sollte. Besonders berücksichtigt wurden die Themenschwerpunkte Ethik und Ästhetik, Ökonomie, Bildung, Politik, Demografie, Ökologie und Gesundheit.

Das Seminar war Bestandteil einer ganzen Reihe vorgesehener Fortbildungen und Versammlungen. In den kommenden Tagen sind weitere Veranstaltungen in Silêmanî, Şehrazor, Ranya, Germiyan und Hewlêr geplant. Außerdem wurde eine Broschüre erstellt, in der es um die Bedeutung von Jineologie explizit in Südkurdistan geht. Untersucht wird weiterhin der Stand soziologischer Forschung in Südkurdistan.

Das Leben neu definieren

Das Seminar in Silêmanî hat in der Akademie für demokratische Politik stattgefunden und wurde von Necibe Qeredaxi vom Jineologie-Komitee angeleitet. Zu Beginn wurde ein Videofilm über die Jineologie-Arbeit in Rojava, Nordkurdistan, der Türkei, Ostkurdistan, Europa und Lateinamerika gezeigt.

Anschließend wurde erläutert, wie der Begriff Jineologie erstmalig 2008 in Abdullah Öcalans „Soziologie der Freiheit“ aufgetaucht ist. Bei der Jineologie handele es sich um den Erfahrungsschatz, den kurdische Frauen in einem vierzigjährigen Kampf gewonnen haben, erklärte die Referentin. Inzwischen habe dieser Begriff, der die Wissenschaft des Lebens, der Gesellschaft und der freien Partnerschaft umfasse, das Interesse von Frauen weltweit geweckt. „Jede Wissenschaft hat ihre eigenen Formeln. Die Formel der Jineologie lautet Jin, Jiyan, Azadî – Frauen, Leben, Freiheit“, hieß es in dem Referat. Die Soziologie habe sich vom Leben weit entfernt, darum gehe es in der Jineologie vor allem darum, das Leben neu zu definieren.

Am zweiten Tag der Fortbildung wurde darüber diskutiert, wie die Erkenntnisse aus der Jineologie in die Praxis umgesetzt werden können und welche Rolle die Frauen in Südkurdistan dabei übernehmen werden.