An der Humboldt Universität in Berlin hat am Donnerstag eine Veranstaltung unter dem Titel „Jin-Jiyan-Azadî – Kollektive Selbstverteidigung. Eine globale Antwort auf Feminizid? Analysen und Perspektiven zu den Entwicklungen im Iran, in Kurdistan und in Deutschland“ stattgefunden. Zu der gut besuchten Podiumsdiskussion hatte das kurdische Frauenbüro Cenî e.V. eingeladen. Diskutiert wurde über Möglichkeiten der kollektiven Selbstverteidigung als Antwort auf Feminizid und die Frage, was aus dem Widerstand in Kurdistan und der derzeitigen Revolution in Iran gelernt werden kann.
Auf dem Podium saß mit Zeman Mesudi eine politisch Verfolgte aus Iran, die seit 41 Jahren zum zweiten Mal in Deutschland lebt. Die Erziehungswissenschaftlerin ist seit 54 Iahren politisch aktiv und beschäftigt sich vor allem mit der internationalen Frauenbewegung. Songül Karabulut ist kurdische Aktivistin und Vorstandsmitglied von REPAK (Kurdisches Frauenbüro für internationale Beziehungen mit Sitz in Silêmanî, Südkurdistan) sowie Mitglied im KNK (Nationalkongress Kurdistan). Christina Clemm vertritt seit über 25 Jahren als Fachanwältin für Familien- und Strafrecht in Berlin Menschen, die von geschlechtsspezifischer, sexualisierter, rassistischer, lgbtiq-feindlicher und rechtsextrem motivierter Gewalt betroffen sind. Die Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) wurde mit einem Video vorgestellt.
Die Veranstaltung begann mit einem Gedenken an die im Widerstand in Iran und Ostkurdistan getöteten Menschen und die vom türkischen Geheimdienst in Silêmanî ermordete Journalistin und Jineolojî-Forscherin Nagihan Akarsel, die die Parole „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) jahrelang geprägt und inhaltlich gefüllt hat. Anschließend wurde die Herkunft dieses in ganz Iran aufgegriffenen Slogans erläutert. In der Diskussion wurde die Wichtigkeit organisierter Selbstverteidigung von Frauen weltweit hervorgehoben.
Eine gute Darstellung der Entstehungsgeschichte von „Jiyan Jiyan Azadî“ findet sich in einem Video von REPAK, das auf dem YouTube-Kanal von Women Weaving the Future veröffentlicht wurde. Das Netzwerk veranstaltet vom 5. bis 6. November 2022 die internationale Frauenkonferenz „Unsere Revolution: Das Leben befreien“ in Berlin.