Repressionen wegen Jin Jiyan Azadî
Kräfte des iranischen Geheimdienstministeriums haben am 10. März vier kurdische Aktivistinnen verhaftet, die angeblich im Zusammenhang mit Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag in Sine (Sanandadsch) in Ostkurdistan (Westiran) stehen, berichtet das Kurdistan Human Rights Network (KHRN). Demnach sei der aktuelle Aufenthaltsort von Leyla Pashaei, Soheyla Motaei und Baran Saedi unbekannt, Soma Mohammad-Rezaei befände sich in einem Haftzentrum des Geheimdienstes in Sine.
Festnahmen ohne Haftbefehl
Nach Angaben des KHRN seien Leyla Pashaei und Soheyla Motaei ohne Haftbefehl von Geheimdienstagenten in den kurdischen Städten Seqiz (Saqqez) und Dêwlan (Dehgolan) festgenommen und an einen nicht genannten Ort gebracht worden.
Dem Netzwerk zufolge hätten Agenten des Geheimdienstes auch das Geschäft von Soma Mohammad-Rezaei im Almas-Einkaufszentrum von Sine durchsucht, sie ebenfalls ohne Haftbefehl festgenommen und in ein Haftzentrum des Geheimdienstministeriums in der Stadt gebracht.
Darüber hinaus habe der Geheimdienst die kurdische Aktivistin Baran Saedi, wiederum ohne Haftbefehl, bei einer Razzia in ihrem Haus in Sine festgenommen und und an einen unbekannten Ort gebracht.
Vorangegangene Repression gegen Jin Jiyan Azadî Aktivistinnen
Alle vier festgenommenen Kurdinnen seien schon in den vergangenen Jahren von Repression betroffen gewesen, insbesondere weil sie sich an den „Jin Jiyan Azadî-Protesten“ beteiligt hatten, die landesweit nach der Ermordung der Kurdin Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei am 13. September 2022 ausgebrochen waren.
Pashaei wurde in diesem Rahmen bereits am 23. September 2022 in Sine verhaftet und am 4. Oktober 2022 gegen Kaution wieder freigelassen.
Motaei wurde während dieser Proteste zweimal verhaftet, am 1. Oktober und am 12. November 2022, bevor sie einige Wochen später gegen Kaution freigelassen wurde.
Am 5. Dezember 2022 verurteilte das Zweite Strafgericht von Dêwlan sie zu 18 Monaten Gefängnis wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“, 15 Monaten wegen „Propaganda gegen den Staat“, 13 Monaten wegen „Verbreitung falscher Informationen zur Störung der öffentlichen Meinung“, neun Monaten wegen „Propaganda zugunsten staatsfeindlicher Gruppen und Organisationen“ und fünf Monaten wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“.
Im Februar 2023 wurde Motaei zur Verbüßung ihrer Strafe in die Frauenabteilung des Jugendgefängnisses von Sine eingewiesen, später jedoch im Rahmen einer gerichtlichen Amnestie freigelassen.
Sie wurde am 22. Januar 2025 erneut festgenommen, während des Generalstreiks in Ostkurdistan, der sich gegen die Todesurteile gegen die kurdischen politischen Gefangenen Pakhshan Azizi und Varisheh Moradi richtete. Sie wurde nach einigen Stunden freigelassen, musste sich jedoch einem neuen Gerichtsverfahren stellen.
Auch Mohammad-Rezaei sei in den letzten Jahren aufgrund ihres Engagements wiederholt von den Sicherheitsbehörden vorgeladen und bedroht worden.
Saedi sei bereits am 20. September 2023 während des „Jin Jiyan Azadî-Aufstands“ in Sine verhaftet und nach etwa zwei Monaten Haft gegen Kaution freigelassen worden.