Heilerinnen widersetzen sich der Urbanisierung

Man kann Medikamente aus Heilkräutern nicht in Städten finden und doch setzen die Frauen, die die Sprache der Natur kennen, die Tradition weiter fort.

Einer der größten Schäden der Modernisierung und Urbanisierung ist die ungesunde Ernährung und die dadurch hervorgerufenen Krankheiten. Die noch immer mit der Natur koexistierenden Dörfer gehören noch zu den seltenen Räumen, in denen chemische Substanzen nicht in das Leben der Menschen eindringen. Doch jetzt sind auch die Dörfer und deren Bewohner*innen der Urbanisierung und der Technologie ausgesetzt und müssen sich dem widersetzen.

Afife Gündüz lebt in dem Dorf Girbiloka in Farqîn (Silvan) in der Provinz Amed (Diyarbakır). Sie gehört zu den Frauen, die die Sprache der Natur noch beherrschen und „Wunder“ mit Heilkräutern vollbringen. „Heilerinnen sind zentral im Wesen der kurdischen Kultur und Tradition“ sagt Afife und erzählt, dass Krankheiten sie früher nicht behelligten, auch wenn das Leben schwer war, weil die Menschen mit und von der Natur lebten.

Wir ernährten unsere Kinder gesünder

Nach Afife verbrachten die Frauen die meiste Zeit bei der Feldarbeit. Sie säten und ernteten Bohnen, Kichererbsen, Wassermelonen, Weizen und andere Pflanzen: „Wir hatten nicht genug Zeit für unsere Kinder, aber ihre Gesundheit bedeutete uns sehr viel. Doch heute werden Kinder schon im Bauch ihrer Mütter krank. Damals haben die Frauen Heilkräuter benutzt, um Krankheiten zu heilen. Wir haben natürliche Medikamente hergestellt und diese waren besser als die Medikamente der Ärzte. Niemand stellt heute mehr natürliche Medikamente her und die moderne Medizin kann viele Krankheiten nicht heilen, obwohl die Technologie so weit fortgeschritten ist.“

Unser Brot haben wir selber gebacken

Afife erzählt, dass sie den Weizen selber mahlten und das Brot selber backten: „Jetzt kaufen Menschen die Produkte aus Supermärkten. Früher gab es keine Krankheiten, die Frauen konnten alle Krankheiten heilen, indem sie mit ihren Händen Heilkräuter in Medizin verwandelten. Worte sind nicht ausreichend, um die früheren Zeiten beschreiben zu können, man muss sie erlebt haben. Immer wenn ich in die Stadt gehe, fühle ich mich wie im Gefängnis. Das ist nicht unser Wesen.“

JINNEWS