Die kurdische Politikerin Berivan Zadsan ist in Istanbul verhaftet worden. Am frühen Samstagmorgen stürmten Polizisten die Wohnung der Ökonomin, die zugleich Ko-Vorsitzende des Verbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) im Stadtteil Sultangazi ist, und brachten sie zum Justizpalast Gaziosmanpaşa. Dort wurde ein rechtskräftiges Urteil mit einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten gegen Zadsan wegen vermeintlicher PKK-Mitgliedschaft verlesen. Anschließend wurde die Politikerin in das Frauengefängnis Bakırköy überstellt.
Welche „Schuld” als Grundlage für das Urteil herangezogen worden ist, ist derzeit noch unklar. Der Rechtsbeistand habe bislang noch keine Akteneinsicht erhalten, hieß es. Berivan Zadsan war im Mai 2016 während ihres Studiums in Bedlîs (tr. Bitlis) zusammen mit dreizehn weiteren Studierenden unter vage formulierten Terrorvorwürfen inhaftiert worden und saß eine Zeitlang in Untersuchungshaft.
Täglich Festnahmen oder Verhaftungen
In Nordkurdistan und der Türkei kommt es täglich zu Festnahmen und Verhaftungen von Personen aus dem Spektrum der HDP und deren Schwesterpartei DBP. Laut einer Bilanz von November sind seit 2015 mindestens 22.321 HDP-Mitglieder festgenommen worden, mindestens 10.000 sind im Gefängnis.
Titelfoto: Aktivistinnen der HDP-Frauengruppe Sultangazi zusammen mit Berivan Zadsan (2. v. r.)