Gülistan Doku: Frauenplattform Dersim ruft zu Massenprotest auf

Am 5. Januar jährt sich der Tag des Verschwindens der kurdischen Studentin Gülistan Doku aus Dersim zum ersten Mal. Die örtliche Frauenplattform ruft aus diesem Anlass zu einem Massenprotest gegen staatlich geförderte, patriarchale Gewalt auf.

Am 5. Januar 2021 jährt sich der Tag des Verschwindens der kurdischen Studentin Gülistan Doku zum ersten Mal. Die Frauenplattform Dersim ruft aus diesem Anlass zu einem Massenprotest gegen staatlich geförderte patriarchale Gewalt gegen Frauen auf.

Die in Amed (tr. Diyarbakir) geborene 22-jährige Kindheitspädagogik-Studentin Gülistan Doku wird seit fast einem Jahr vermisst. Schnell wurde die Befürchtung laut, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnte. Nur einen Tag vor ihrem Verschwinden hatte ihr Ex-Freund Zainal Abakarov mit Gewalt versucht, die junge Frau in sein Auto zu zerren. Doku wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei. Diese schloss den Mann, dessen Stiefvater - inzwischen suspendierter -  Polizeibeamter in Dersim ist, jedoch relativ früh als Tatverdächtigen aus. Eine Spur hat die Behörde aber auch nicht, obwohl fast jede Gegend in Dersim mit Überwachungskameras und Richtmikrofonen 24 Stunden am Tag observiert wird. Stattdessen mutmaßt die Polizei, die Studentin habe Selbstmord begangen. Abakarov ist untergetaucht und angeblich nicht auffindbar.

Der Kampf der Angehörigen um Aufklärung des Schicksals der Studentin der Munzur-Universität wird derweil systematisch von den türkischen Behörden kriminalisiert. Mahnwachen und Proteste für die Wiederaufnahme der Suchaktionen nach Gülistan Doku und die Verhaftung Abakarovs sind mehrfach gewaltsam von der Polizei aufgelöst worden. Zudem wurden die Mutter und Schwester der Vermissten mehrere Male vorübergehend festgenommen. Gegen den Familienanwalt Ali Çimen läuft ein Verfahren wegen der angeblichen Verletzung der Geheimhaltung von Ermittlungen. Der Jurist wird der Preisgabe von vertraulich zu behandelnden Ermittlungsergebnissen beschuldigt.

Kämpfende Frauen machen dem Patriarchat Angst

„Während unser Widerstand für eine Ausweitung der Ermittlungen im Fall Gülistan fortgesetzt wird, nimmt die Eskalation patriarchaler Gewalt und staatlich geförderter Vergewaltigungskultur einen weiteren Abwärtsverlauf ein“, sagte Dilşat Yeşil von der Frauenplattform Dersim am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten der Gewerkschaftskonföderation KESK. Vor diesem Hintergrund sei es von existenzieller Bedeutung für Frauen, am ersten Jahrestag des Verschwindens von Gülistan Doku auf die Straße zu gehen. „Denn kämpfende Frauen machen dem Patriarchat Angst“, so Yeşil.