Aygül Doku, die Schwester der seit nunmehr 293 Tagen in Dersim vermissten Studentin Gülistan Doku, hat eine Vorladung von der Generalstaatsanwaltschaft Tunceli erhalten. Hintergrund ist eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Doku hatte Anfang März in Dersim versucht, den fluchtartigen Umzug von dem inzwischen suspendierten Polizisten Engin Yücel zu verhindern. Dabei hatte sie Gegenstände wie einen Staubsauger und Stühle aus dem Umzugswagen geworfen, bevor sie zusammenbrach. Yücel ist der Stiefvater von Zainal Abakarov – dem Ex-Freund von Gülistan Doku.

Tatverdächtiger wie vom Erdboden verschluckt

Für die Angehörigen der vermissten Kindheitspädagogik-Studentin der Munzur-Universität kommt der russlandstämmige Zainal Abakarov als einziger Tatverdächtiger in Frage. Nur einen Tag vor Dokus Verschwinden hatte er mit Gewalt versucht, die damals 21-Jährige nach einem Streit in sein Auto zu zerren. Die junge Frau wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei. Diese schloss Abakarov jedoch relativ früh als Tatverdächtigen aus. Eine Spur hat die Behörde aber auch nicht, obwohl fast jede Gegend in Dersim mit Überwachungskameras und Richtmikrofonen 24 Stunden am Tag observiert wird. Stattdessen mutmaßt die Polizei, die Studentin habe Selbstmord begangen. Abakarov ist derweil untergetaucht.

„Ein Staubsauger ist ersetzbar, aber was ist mit meiner Schwester?“

Aygül Doku zeigt sich entrüstet über die Anzeige gegen sie. „Ein Staubsauger ist ersetzbar, aber was ist mit meiner Schwester Gülistan?“, schrieb die 29-Jährige bei Twitter. Man solle nicht glauben, dass sie nun Angst habe und einen Rückzieher mache. Ihr Kampf um Gewissheit zum Schicksal von Gülistan Doku werde solange weitergehen, „bis sich das Blatt wendet“.