Grußbotschaften inhaftierter Politikerinnen an Studierende

Die inhaftierten Politikerinnen Figen Yüksekdağ und Sebahat Tuncel erklären sich solidarisch mit den Studierenden in der Türkei. Es sei der richtige Zeitpunkt, sich zu organisieren und zu gewinnen, heißt es in Grußbotschaften aus dem Gefängnis Kandıra.

Die seit Herbst 2016 im Hochsicherheitsgefängnis von Kandıra inhaftierten Politikerinnen Figen Yüksekdağ und Sebahat Tuncel erklären sich solidarisch mit dem Protest der Studierenden-Bewegung in der Türkei und begrüßen den Widerstand für die Freiheit der Wissenschaft. In einer Botschaft von Yüksekdağ, der früheren Ko-Vorsitzenden der Demokratischen Partei der Völker (HDP), heißt es:

„Die Jugend an den Universitäten ist nicht zum Gehorsam gegenüber den Herrschenden oder zur Arbeitslosigkeit und einer unsicheren Zukunft nach ihrem Studium verurteilt. Der Kampf, die für unqualifizierte Militante der Regierung in eine Arena des Profits verwandelten Hochschulen ihren rechtmäßigen Besitzern – den Studierenden und der universitären Autonomie – zurückzugeben, ist eine Pflicht. Gerade jetzt ist der Zeitpunkt richtig, sich solidarisch zu organisieren und den Willen zum Sieg entschlossen zu stärken. Die Zeit ist reif, den bei der HDP organisierten Studierenden die Hand und das Herz zu reichen. Keine Macht kann gegen eine Idee und Bewegung ankommen, deren Zeit gekommen ist. Ich begrüße den Willen zur Organisation und Befreiung und wünsche viel Erfolg – mit der Überzeugung, dass euer Wille in einen Vorstoß mündet.“

Zeit, dieser Ordnung Einhalt zu gebieten

Sebahat Tuncel erklärt, es sei an der Zeit, der Ordnung in der Türkei Einhalt zu gebieten. „Diese Ordnung treibt die Jugend in Armut und Arbeitslosigkeit, verurteilt sie zu Hunger, raubt ihren Fleiß und ihre Mühen, stellt die Universitäten, die Zentren der Wissenschaft, in den Dienst des Kapitalismus und treibt junge Menschen in die Verzweiflung. Es ist Zeit für Freiheit, liebe Studierende aus den HDP-Strukturen. Ich wünsche viel Erfolg bei euren Kämpfen.“

Seit über einem Monat demonstrieren Studierende in etlichen Städten in der Türkei, um die Autonomie der Hochschulen zu verteidigen. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Ernennung des AKP-Politikers Melih Bulu zum Rektor der Boğaziçi-Universität in Istanbul. In früheren Jahren waren die türkischen Universitätsrektor*innen hochschulintern gewählt worden, doch nach dem Putsch-Versuch von 2016 sicherte sich Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Zugriff auf die Hochschulen. Bulu ist der erste Leiter der renommierten Hochschule, der nicht intern besetzt, sondern durch den Präsidenten ernannt wurde.