In der kurdischen Provinzhauptstadt Wan (tr. Van) ist eine Demonstration der Bewegung freier Frauen (TJA) von der türkischen Polizei angegriffen worden. Dabei kam es gezielt zu gewalttätigen Übergriffen auf Demonstrantinnen. In sozialen Netzwerken wurden Videos verbreitet, auf denen zu sehen ist, wie Beamt:innen der türkischen Polizei friedliche Teilnehmerinnen der Veranstaltung angreifen, sie schlagen und treten. Unter den Betroffenen der Gewalt befanden sich neben TJA-Aktivistinnen auch Mitglieder der Initiative der Friedensmütter und Politikerinnen der DBP, darunter die Ko-Vorsitzende der Partei und Parlamentsabgeordnete Çiğdem Kılıçgün Uçar.
Die Polizei begründete ihr Vorgehen damit, dass die Demonstration von den Behörden nicht genehmigt worden sei. 18 Frauen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen und verbrachten mehrere Stunden auf dem Polizeipräsidium von Van. Einige von ihnen schleifte die Polizei mehrere Meter über den Asphalt und schlug offenbar noch im Gefangenentransporter auf sie ein, hieß es aus Anwaltskreisen. Viele der festgenommenen Frauen sollen Hämatome, Schwellungen und Prellungen erlitten haben. Es seien mehrere Strafanzeigen gegen die Polizei gestellt worden.
Çiğdem Kılıçgün Uçar verurteilte den Gewalteinsatz als „Akt des politischen Monopols des Faschismus“, das unter Demokratie zusammenbrechen müsse. „Wie groß muss die Furcht vor abweichenden Meinungen sein, um selbst Seniorinnen niederzuknüppeln, die ein Zeichen für Frieden und Freiheit setzen wollen, und ihnen vorzuwerfen, durch die Losung ‚Frauen marschieren gen Freiheit‘ hätten sie beabsichtigt, das Land spalten zu wollen?“, fragte die Politikerin während einer Kundgebung vor der örtlichen DBP-Zentrale. Dorthin war die aus mehreren hundert Personen bestehende Menge trotz des polizeilichen Vorgehens nach einem rund einstündigen Sitzstreik im Rahmen einer lauten Demonstration hingezogen. Mit der Aktion wollte die TJA nach eigenen Angaben ihre Forderung nach einer politischen Lösung für die kurdische Frage mit Abdullah Öcalan als Verhandlungspartner betonen.