Gedenkveranstaltung für Leyla Agirî in Köln

In Köln fand eine Gedenkveranstaltung für Leyla Agirî statt. Die kurdische Revolutionärin hatte sich 1993 der kurdischen Freiheitsbewegung angeschlossen und starb diesen Juni bei einem tödlichen Luftangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete.

In Köln ist am Samstag Leyla Agirî gedacht worden. Die Gedenkveranstaltung für die Revolutionärin, die mit bürgerlichem Namen Filiz Aslan hieß und im Juni bei einem tödlichen Luftangriff der türkischen Armee auf die Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben kam, wurde von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) ausgerichtet. Anwesend waren zahlreiche Mitglieder der kurdischen Community der Rheinmetropole, Vertreter*innen verschiedener Initiativen und Organisationen und der Journalist Günay Aslan, ein Bruder von Leyla Agirî.

Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung eröffnete Cenap Yeter von KOMAW, einer europaweiten Institution der Angehörigen von Menschen, die im Befreiungskampf ums Leben gekommen sind oder vermisst werden, die Zusammenkunft mit einer Ansprache. Yeter ging auf den Widerstand kurdischer Revolutionärinnen und Revolutionäre im Jahr 1982 im Gefängnis von Diyarbakir, der „Hölle von Amed“ ein und hob hervor, dass die Rebellion gegen die türkische Militärjunta den Weg zum Befreiungskampf ebnete. „Heute werden in jedem Teil Kurdistans revolutionäre Heldengeschichten geschrieben. Dank der Opfer unserer selbstlosen Gefallenen hat das kurdische Volk seinen Platz zwischen den Völkern der Welt eingenommen. Wir stehen tief in ihrer Schuld.“

Kurden wird Status, Identität und Zukunft streitig gemacht

Im Anschluss an die Rede von Yeter wurde über eine Leinwand eine Dokumentation über das Leben von Leyla Agirî eingespielt. Danach ergriff Günay Aslan das Wort. Der Journalist beschrieb seine Gefühlslage als Bruder einer Gefallenen und wies auf die Bedeutung des kurdischen Befreiungskampfes für seine Schwester hin: „Sie wusste, dass die Kurden keine erfolgreiche Demokratisierung durchlaufen würden, solange das Konzept ‚Familie‘ nicht demokratisiert wird. Die Emanzipation und Befreiung der Frau waren für Leyla Freiheiten, die sie voller Leidenschaft umarmte. Dafür unternahm sie große Anstrengungen.“

Es gibt einen Grund, wofür Leyla Agirî ihr Leben gab und heute nicht mehr bei uns ist, fügte Günay Aslan hinzu: „Die Erfahrungen von 40 Jahren Befreiungskampf sollen vernichtet werden. In einem neuen internationalen System soll der kurdischen Befreiungsbewegung kein Platz eingeräumt werden. Sie war es, die kämpfte, mühsam Anstrengungen unternahm und allein in Rojava fast zwölftausend ihrer Angehörigen verlor. Im Norden verzeichnet sie seit vierzig Jahren Gefallene, aber auch in allen anderen Teilen Kurdistans hat sie große Opfer gebracht und einen hohen Preis gezahlt. Aber der internationale Fundamentalismus, dem zur Rechten und zur Linken ein globales System und regionale Rückständigkeit stehen, verwehrt der kurdischen Befreiungsbewegung den Platz, der ihr zusteht. Dem Kampf von Leyla und ihren Weggefährtinnen, ihrem Widerstand für Freiheit und ihrer Partei sollen Status, Identität und Zukunft entzogen werden. Sie sollen in die Dunkelheit gedrängt werden.“

Günay Aslan

Entscheidungskampf über Existenz oder Nichtexistenz

Die Phase, in der sich das kurdische Volk derzeit befinde, sei faktisch ein Entscheidungskampf über die Existenz oder Nichtexistenz der Kurdinnen und Kurden, sagte Aslan. Er wies auf tödliche Luftangriffe der Türkei in Şengal, den Medya-Verteidigungsgebieten und anderen Regionen Kurdistans hin, die von der Regierung in Ankara mit PKK-Präsenz begründet werden, sich aber größtenteils gegen die Zivilbevölkerung richten. „Wenn wir wollen, dass Leyla und ihr Kampf einen Platz in der Geschichte einnehmen, muss der Kampf ihrer Freundinnen und Freunde erfolgreich seine Ziele erreichen.“

Ihre Augen waren immer voller Hoffnung

Das letzte Wort auf der Veranstaltung hatte Zelal Amed, eine Aktivistin der TJK-E. Sie erzählte von der motivierenden Aura Leyla Agirîs und davon, dass ihre Augen stets Hoffnung ausstrahlten. „Es gab keinen einzigen Augenblick, in dem ich sie entmutigt erlebt habe. Ihre Blicke waren immer ein Ausdruck von Zuversicht und Vertrauen. Leyla gilt uns als Pionierin des demokratisch-ökologischen und frauenbefreienden Paradigmas.“