Gedenken für Guerillakämpferin Türkan Yüksel

Für Türkan Yüksel, die vor zwei Jahren als Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star bei einem Luftangriff in Kurdistan ums Leben gekommen ist, hat in Istanbul eine Gedenkveranstaltung stattgefunden.

In Istanbul hat eine Gedenkveranstaltung für Türkan Yüksel (Nûdem Nurhak) stattgefunden, die im April 2017 in Kato Jirka in der nordkurdischen Botan-Region als Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star bei einem Luftangriff der türkischen Armee gefallen ist. Der genaue Todestag Yüksels ist unbekannt. Das Gebiet Kato Jirka in Şirnex (Şırnak) wurde zwischen dem 22. und 28. April 2017 im Rahmen einer Luft- und Bodenoffensive der türkischen Armee fast durchgehend bombardiert.

Türkan Yüksel stammte aus der Provinz Maraş und schloss sich 2011 der Guerilla an. Seit 1997 war sie Aktivistin der kurdischen Frauenbewegung und bekleidete verschiedene Positionen bei politischen Parteien wie der DTP, HADEP und BDP. Aus letzterer ging später die heutige Partei der demokratischen Regionen (DBP) hervor.

Nach ihrem Tod wurde Türkan Yüksel auf Anordnung der türkischen Armee zunächst auf dem Friedhof der Namenlosen in Şirnex begraben. Erst im September 2018 gelang es ihren Angehörigen, die Exhumierung zu erwirken und den Leichnam der Kämpferin auf dem Familienfriedhof im Dorf Kantarma in der Stadt Elbistan beizusetzen. Trotz eines positiven DNA-Abgleichs hatten die Behörden das Verfahren über ein Jahr lang verschleppt.

Auf der Veranstaltung kamen nach einer Schweigeminute einige Freundinnen Türkan Yüksels aus ihrer Zeit bei der Frauenbewegung TJA zu Wort und teilten ihre Erinnerungen vor dem gefüllten Saal. Unter ihnen war auch die TJA-Aktivistin und Journalistin Ayşe Gökkan. Sie leitete ihre Ansprache mit der Feststellung ein, dass sich das Typ-E-Gefängnis in der nordkurdischen Metropole Amed (Diyarbakir) zu einem Ort etabliert hat, in dem ein Befreiungskampf von und für Frauen stattfindet. Gökkan verwies in dem Zusammenhang auf die kurdische HDP-Abgeordnete Leyla Güven, die am 7. November in der Haftanstalt einen Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans begann. Auch Türkan Yüksel war in dem Gefängnis inhaftiert, weil ihre Aktivitäten für die kurdische Frauenbewegung offenbar ein Dorn im Auge der Regierung waren. Nach weiteren Redebeiträgen wurde ein Video gezeigt, welches das Leben Türkan Yüksels erzählte.

Türkan Yüksel wuchs im mehrheitlich von Aleviten bewohnten Istanbuler Gazi-Viertel im Stadtteil Sultangazi, einer Hochburg des politischen Widerstands, auf. In dem Viertel fand vom 12. bis zum 15. März 1995 das Massaker von Gazi statt, das als Pogrom gegen die alevitische Bevölkerung endete. Mindestens 23 Menschen wurden dabei von Ultranationalisten und Polizisten ermordet.

Von „Unbekannten Tätern“ aus nationalistischen Kreisen wurde in Gazi zunächst ein Taxi entführt und dem Fahrer die Kehle durchgeschnitten. Die Täter schossen daraufhin im Vorbeifahren mit automatischen Waffen wahllos in alevitische Cafés, Kulturhäuser und Konditoreien. Drei Menschen starben, zahllose wurden verletzt. Daraufhin kam es zu Protesten vor einer Polizeiwache, die 200 Meter vom Tatort entfernt lag. Die friedliche Demonstration eskalierte, als ein Militärpanzer in die Menschenmenge fuhr. Die vermeintlichen Sicherheitskräfte“ ermordeten 20 Demonstrant*innen – darunter auch Ismihan Yüksel, die Mutter von Türkan Yüksel - durch gezielte Schüsse und verwunderten Hunderte. Das Pogrom war von systematischen Massenverhaftungen, Hausdurchsuchungen und Polizeiübergriffen in mehreren Istanbuler Stadtteilen begleitet. Einige der Inhaftierten gelten bis heute als „verschwunden“.