Anlässlich des Jahrestags des Feminizids an der Afghanin Homa Zaher und ihrer Tochter Tajala in Berlin gab es am Sonntag eine Gedenkveranstaltung. Die Trauerkundgebung wurde von der feministischen „Aufklärungsinitiative Homa und Tajala“ gestaltet und fand im Bürgerpark statt. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Wohnung, in der Homa Zaher und ihre Tochter nach dem Mord vorgefunden worden waren.
Die mit Gesang und Trommeln musikalisch begleitete Zusammenkunft begann mit einer Ansprache des Ehemanns und Vaters der Opfer, der einige persönliche Worte im Gedenken an seine Familie richtete. Eine Aktivistin aus der Aufklärungsinitiative las einen Brief vor, den sie an Homa und Tajala Zaher richtete. Sabour Zamani, der im afghanischen Kulturzentrum aktiv ist, ging anschließend auf die Situation von Afghan*innen in Deutschland ein. Es folgte ein Beitrag von Lida Ahmad von der Solidaritätspartei Afghanistans, die die Situation von afghanischen Frauen sowohl in Afghanistan als auch in Deutschland thematisierte. Zum Abschluss gab es einen Redebeitrag vom Netzwerk gegen Feminizide Berlin, dem verschiedene Gruppen angehören, unter anderem auch die „Auffklärungsinitiative Homa und Tajala“.
In der Nacht vor der Kundgebung wurde eine Gedenktafel im Bürgerpark Marzahn angebracht. Auch wurden Blumen, Kerzen und Bilder abgelegt. Nun wird versucht, die Gedenktafel von der Stadt offiziell anerkennen zu lassen, damit sie nicht wieder entfernt wird.
Der Mord an Homa Zaher und ihrer Tochter
Mit 37 Messerstichen wurden die 38-jährige Afghanin Homa Zaher und ihre neunjährige Tochter Tajala am 29. Februar 2020 ermordet. Angeklagt deswegen ist der 32-jährige Ali H., ein Nachbar der Familie, der im selben Haus wohnte und ebenfalls Afghane ist. Er sitzt in Untersuchungshaft, das Gerichtsverfahren gegen ihn läuft seit September. Laut Anklage soll er aus Habgier und auf der Suche nach Geld erst die Frau und dann ihre Tochter ermordet haben.
Die Staatsanwaltschaft stützt sich bei ihren Anschuldigungen vor allem auf Indizien. Die feministische Aufklärungsinitiative hat jedoch erhebliche Zweifel an der Anklage. „Der Prozess wirft viele Fragen auf. Vor allem mit Blick auf die mangelnde Beweislast bleibt nach wie vor die Frage, wer der Täter ist”, erklärte eine Aktivistin. Die Polizei sei nicht allen Ermittlungsansätzen nachgegangen. „Zum Beispiel steht in den Akten, dass nicht von einem frauenfeindlichen Motiv ausgegangen wird, ohne weitere Erklärung. Außerdem wird auch nicht ermittelt, ob es mögliche rassistische Hintergründe für die Tat gab. Es ist fraglich, ob die deutschen Ermittlungsbehörden überhaupt ein aufrichtiges Interesse daran haben, die Morde aufzuklären.”
Auch die Verteidigung von Ali H. weist die Anklage zurück. Vor allem die Brutalität der Tat verweise auf eine Strafaktion. „Dass Homa und Tajala Migrantinnen waren, darf nicht zu einer Behandlung zweiter Klasse führen, die im Zweifel den Täter deckt“, fordert die feministische Kampagne „Gemeinsam Kämpfen”, die Teil der Initiative zur Aufklärung des Doppel-Feminizids ist. Die nächsten Prozesstermine sind für den 5., 9. und 24. März angesetzt, jeweils um 9.30 Uhr in Saal 701 am Amtsgericht Tiergarten. Die „Aufklärungsinitiative Homa und Tajala“ ruft zur solidarischen Prozessbegleitung auf.