Fünf Hungerstreikende in Gebze in kritischem Zustand

Der Gesundheitszustand von fünf seit dem 16. Dezember im Frauengefängnis von Gebze im Hungerstreik befindlichen Gefangenen hat sich deutlich verschlechtert.

Die inhaftierte Korrespondentin Meltem Oktay der geschlossenen Nachrichtenagentur DIHA berichtet aus dem Frauengefängnis in Gebze über den Hungerstreik der Gefangenen. Bei einem Telefonat mit ihrer Familie informierte Oktay insbesondere über die sich deutlich verschlechternde Gesundheitssituation der seit dem 16. Dezember hungerstreikenden Gefangenen Hacer Halil Yusuf, Ruhşan Bozan, Özlem Özdemir, Ayten Gülsüm und Özlem Söyler.

„Bei den Aktivistinnen der ersten Gruppe gibt es einen Gewichtsverlust zwischen acht und zehn Kilo. Blutdruck und Puls sind sehr niedrig. Sie haben extreme Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Ihnen ist übel, sie leiden an Schwindel, Fieber, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit. Beim Laufen haben sie massive Gleichgewichtsprobleme. Auch beim Sprechen bestehen ernste Probleme“, erklärte sie.

Meltem Oktay berichtet, die Gefängnisärzte kämen zwei Mal die Woche vorbei und versuchten die Gefangenen ins Krankenhaus zu schicken: „Die Aktivistinnen weigern sich jedoch ins Krankenhaus zu gehen.“ Die Versorgung der Aktivist*innen mit Wasser, Zucker, Salz und Zitronensaft sei stark eingeschränkt.

Seit dem 1. März befinden sich nach Oktays Angaben 31 weibliche Gefangene in Gebze im Hungerstreik. Die Zeitung Yeni Yaşam wurde den Gefangenen mit der Begründung, sie stelle „moralische Unterstützung“ dar, vorenthalten.

Hintergrund des Hungerstreiks gegen Isolation

Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 in der Türkei in Haft. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet.

Mit dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik werden Bedingungen für Öcalan gefordert, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei und die Aktion so lange fortgesetzt wird, bis die Isolation Öcalans vollständig aufgehoben ist.

Dem Hungerstreik haben sich Tausende Menschen in und außerhalb der türkischen Gefängnisse angeschlossen.