„Wenn ich noch einmal auf die Welt kommen sollte, werde ich den gleichen Kampf weiter führen“, sagt Hacer Halil Yusuf. Hacer stammt aus Efrîn und ist seit 24 Jahren in der Türkei im Gefängnis. Seit dem 16. Dezember ist sie im unbefristeten Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers und kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. Unter den knapp 300 Gefangenen im Hungerstreik befinden sich ungefähr fünfzig Frauen. Hacer ist eine von ihnen.
Ihre Schwester Xezal Halil Yusuf hat der Frauennachrichtenagentur JinNews von Hacers Leben und ihrem Kampf erzählt. Die 1970 in Efrîn geborene Kurdin ist im Frauengefängnis von Gebze.
Als der Vater der beiden Schwestern starb, schloss sich Hacer der kurdischen Bewegung an. „Sechs Jahre lang arbeitete sie in der Bevölkerung in Efrîn“, erzählt Xezal. „Dann wurde sie denunziert. Ihre Verhaftung stand kurz bevor. Unsere Mutter sagte zu ihr: Falls du es irgendwie schaffst, geh weg von hier. So verließ Hacer Syrien.“
1992 ging sie in die Türkei. Drei Jahre lang arbeitete sie mit den Menschen in den Dörfern. „Dann wurde sie in Çelê verhaftet und nach Amed gebracht. Zwei Monate lang war sie in einer Einzelzelle und wurde gefoltert. Als meine Mutter und mein Onkel sie im Gefängnis besuchten, wurde auch mein Onkel festgenommen. Deshalb konnten wir sie zehn Jahre lang nicht besuchen. Erst als sie nach Midyad verlegt wurde, ließ sie uns eine Nachricht zukommen, dass wir zu Besuch kommen sollen. Von dort aus wurde sie nach Gebze verlegt. Ich selbst bin nach der türkischen Invasion in Efrîn in die Türkei gekommen. Jetzt kann ich sie regelmäßig besuchen.“
Bei einem ihrer Besuche erfuhr Xezal, dass auch Hacer in einen Hungerstreik getreten ist. „Ich war zuerst dagegen. Hacer sagte, sie werde ihr Leben lang weiterkämpfen und ich solle aufrecht bleiben, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Die Isolation Abdullah Öcalans muss durchbrochen werden, sagte sie. Was Hacer sagt, hat in unserer Familie großes Gewicht. Sie ist sehr wertvoll für uns. Ich habe mit der Zeit verstanden, dass ihre Entscheidung richtig ist. Wir stehen hinter ihr. Wir haben ja kein Recht, uns gegen ihren Kampf zu stellen. Deshalb unterstützen wir sie und respektieren ihren Entschluss.“