Frauenprotest zum Valentinstag in Istanbul

In Istanbul haben Frauen gegen den Valentinstag protestiert. Der Tag trage dazu bei, männliche Gewalt aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Da es kein gleichberechtigtes Leben gebe, könne nicht die Rede von gleichberechtigter Liebe sein.

In Kadiköy auf der asiatischen Seite von Istanbul haben Frauen gegen den Valentinstag am 14. Februar protestiert. Zu der Kundgebung vor der Süreyya-Oper hatte die Initiative „Frauen sind gemeinsam stark“ (tr. Kadınlar Birlikte Güçlü) aufgerufen. „Wir wollen keine tödliche Liebe“, betonten die Aktivistinnen und rollten ein Transparent mit der Aufschrift „Keine ernannte, sondern gewählte Liebe“ aus. Dabei riefen sie „Keine Männergerechtigkeit, wirkliche Gerechtigkeit“ und „Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht“.

Havva Cuştan verlas im Namen der Initiative eine Erklärung, in der sie auf den Valentinstag hinwies: „Der 14. Februar ist ein Tag, an dem Frauen vom kapitalistisch-patriarchalen Herrschaftssystem ein verfälschter Wert beigemessen wird, als ob sie nicht im Schatten von Gewalt leben würden.“ Täglich werden Frauen ermordet und die Täter werden nicht dafür bestraft, führte die Aktivistin weiter aus. Der Valentinstag trage dazu bei, männliche Gewalt aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Da es kein gleichberechtigtes Leben gebe, könne auch nicht die Rede von gleichberechtigter Liebe sein.

Mit Verweis auf die hasserfüllten Äußerungen aus Regierungskreisen zu LGBTI+-Personen sagte Havva Cuştan: „Wir haben eine Information für den patriarchalen Staat: Es gibt auch lesbische Mütter! Wir heiraten, wann wir wollen, wir gebären, wenn wir es wollen, wir werden schwanger und treiben ab, wenn wir es wollen, wir lieben Männer oder Frauen oder ohne in irgendein Muster zu passen. Das entscheiden wir selbst. Wir werden nicht das Leben leben, das uns vom männlichen Herrschaftssystem ohne Berücksichtigung unseres Willens zugesprochen wird.“

Frauen seien in allen Lebensbereichen im Aufstand und lehnten eine „Liebe“, die sie tötet, ab, fuhr Havva Cuştan fort: „In einer Welt ohne Gleichberechtigung kann es keine Liebe geben. Ihr werdet euch an unser Dasein, unsere Wünsche, unsere Entscheidungen und unser Nein gewöhnen müssen!“

Die Aktion endete mit dem Rufen von Parolen.