Frauenprotest in Raqqa gegen türkische Kriegsverbrechen

Unter dem Motto „Vereint gegen die türkische Besatzung“ haben Frauenorganisationen in Raqqa gegen Kriegsverbrechen der Türkei und ihrer Verbündeten in den Autonomiegebieten Nord- und Ostsyriens protestiert.

Obwohl die Türkei mit ihren Angriffskriegen und Invasionen in Nord- und Ostsyrien das Völkerrecht mit Füßen tritt, hält die internationale Staatengemeinschaft nach wie vor an ihrem Schweigen fest. Bis heute werden Kriegsverbrechen der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Verbündeten an der Zivilbevölkerung, Plünderungsfeldzüge, eine massive Umweltzerstörung und irreversible Schäden im Ökosystem, systematischer Raub von historischen Kulturgütern, Entführungen, Vergewaltigungen und Mord ignoriert. Auch der von den aus Ankara gesteuerten Milizen vorangetriebene demografische Wandel der Region wird geduldet.

Insbesondere in den türkischen Besatzungszonen Efrîn (Afrin), Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) kommt es zu exzessiver Gewalt, Plünderungen und Vertreibungen. Fast täglich wird über Entführungen, willkürliche Verhaftungen, Folter und sexualisierte Gewalt gegen Frauen berichtet. Die Fälle nehmen von Monat zu Monat zu und werden immer brutaler, da diese Aktivitäten des Besatzungsregimes Teil des Alltagslebens sind, berichtete jüngst auch die Menschenrechtsorganisation von Efrîn. Allein in den vergangenen drei Monaten registrierte der Verein den Tod von 22 Zivilist*innen aufgrund von Folter durch die Besatzungstruppen in Efrîn. Sechs der Ermordeten sind Frauen.

Eine Demonstrantin trägt ein Foto von Hevrîn Xelef

Vor diesem Hintergrund hatte der Frauenrat von Raqqa für den heutigen Samstag zu einer Demonstration aufgerufen. An der Protestveranstaltung beteiligten sich neben Aktivistinnen der verschiedenen Fraueneinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, Mitarbeiterinnen des Zivilrats und der angebundenen Komitees auch männliche Personen, Intellektuelle und Journalist*innen, um ihre Solidarität mit den Frauen von Raqqa und ihren Anliegen zum Ausdruck zu bringen.

Die Demonstration stand unter dem Motto „Vereint gegen die türkische Besatzung“. Startpunkt war der Botanische Garten im Süden von Raqqa. Die Menschenmenge versammelte sich hinter mehreren Fronttransparenten, auf denen Forderungen und Parolen wie „Suryoye, Kurden, Araber vereint gegen die türkische Invasion“, „Das internationale Gewissen ignoriert Erdoğans Kriegsverbrechen im Mittleren Osten“ und „Nein zur türkischen Besatzung in Syrien, Libyen und Irak“ standen. Viele der Teilnehmenden trugen Schilder mit den Konterfeis ihrer Angehörigen, die sie im Krieg verloren haben. Oder aber es waren Opfer von verbotenen Chemiewaffeneinsätze der Türkei in Nordostsyrien zu sehen.

Fahima Casim

„Der türkische Staat wendet extrem brutale Methoden an, um unsere Regionen auszuplündern. Als Frauen Raqqas haben wir uns heute hier versammelt, um der gesamten Welt zu demonstrieren, dass uns derselbe Schmerz verbindet“, sagte Fahima Casim, Mitglied im Vorstand des Frauenrates von Raqqa, in einer Rede. Die Aktivistin erklärte, dass die „Aggressoren“ im Besonderen den Willen der freien Frau ins Visier nehmen, um ihre Ziele weiter voranzutreiben, und nannte einige Beispiele aus der jüngeren Zeit. Mit Blick auf das internationale Schweigen angesichts türkischer Kriegsverbrechen, die auch immer wieder von den Vereinten Nationen angeprangert werden, sagte Casim: „Wir verurteilen nicht nur die Verbrechen der Türkei. Gleichermaßen missbilligen wir es, dass die internationale Öffentlichkeit noch immer keine Position gegenüber den Handlungen des NATO-Partners eingenommen hat. Wir fordern die globale Gemeinschaft auf, endlich eine klare Haltung im Sinne unserer Völker zu beziehen.“