Die Lagerverwaltung des Camps Serdem in der nordsyrischen Region Şehba unterstützt eine Kooperative, in der Frauen autonom arbeiten und sich damit gleichzeitig für sich und die anderen Vertriebenen einsetzen. Das Camp beherbergt Menschen, die im Zuge der türkischen Invasion aus Efrîn flüchten mussten. Die Produktion der Gemüsekonservierung sowie von Milchprodukten, durch deren lokalen Verkauf auch die regionale Ökonomie gestärkt werden soll, hat bereits begonnen.
Die Frauenkooperative im Camp Serdem wurde vor einigen Wochen von 30 Frauen gegründet, um selbstangebautes Gemüse nach traditionellen Methoden zu konservieren. Rund 250 Kilogramm der verschiedensten Gemüsesorten hat die Lagerverwaltung beigesteuert. Die Frauen arbeiten mit der einfachsten Methode, die zugleich die älteste ist und schon seit Jahrtausenden zur Konservierung genutzt wird. Das Erntegut wird auf Schnüre gefädelt oder auf Gittern ausgebreitet und an der frischen Luft getrocknet. Gemüse zu trocknen bietet die Möglichkeit, die wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten und trotzdem das Gemüse lange Zeit nach dem Kauf oder der Ernte nutzen zu können. Durch den Trockenvorgang wird dem Gemüse fast die gesamte Flüssigkeit entzogen. Fäulnis, Schimmel und Zersetzung verursachende Bakterien benötigen aber genügend Feuchtigkeit, um sich zu vermehren, deshalb sind getrocknete Früchte weitgehend resistent gegen Verfall. Zu beachten gilt es, dass Gemüse ungeschält getrocknet werden, um möglichst viele der wichtigen Inhaltsstoffe zu erhalten.
„Die Frauen der Kooperative arbeiten in zwei Schichten“, klärt die Ko-Vorsitzende des selbstverwalteten Camp Serdem, Raperîn Xelîl, auf. „Es gibt sechs Mitarbeiterinnen aus unserem Vorstand, die die Frauen unterstützen.“ Die Kooperative verarbeitet auch Milchprodukte ohne Konservierungsmittel, damit diese länger haltbar sind. Auch einige Ehemänner der Mitglieder helfen mit. In der nächsten Zeit soll auch die Produktion von Lavaş-Brot, einem hauchdünnen Fladen, der nahezu überall im Mittleren Osten vorkommt, und das Nanê Tenûrê, das nach Jahrtausendealter Tradition im Lehmofen gebacken wird, hinzukommen. Schon die Sumerer kannten Getreidebrei, der auf Stein und Lehm gebacken wurde. Diese traditionelle Brotkultur ist aus der kurdischen Küche nicht wegzudenken.
Raperîn Xelîl
„Die Frauen denken auch darüber nach, biologisches Tomaten- und Paprikamark herzustellen“, sagt Xelîl. Die Kooperative stecke bereits in den Vorbereitungen. Alle Einnahmen gehen ausschließlich an ihre Mitglieder, fügt Xelîl hinzu.