Frauenaktivistin Buse Üçer in Ankara festgenommen

Die Frauenaktivistin Buse Üçer ist am Silvesterabend in Ankara festgenommen worden. Ihr wird im Zusammenhang mit einem Twitterbeitrag gegen Femizid „Volksverhetzung“ vorgeworfen.

Die Frauenaktivistin Buse Üçer ist am Silvesterabend in Ankara festgenommen worden. Der Übergriff auf Üçer erfolgte kurz vor Beginn der Ausgangssperre beim Verlassen des feministischen Begegnungszentrums Mor Mekan im Regierungsviertel Çankaya. Wie Zeuginnen berichteten, wurde die Aktivistin von bis zu zehn Polizisten umringt und gewaltsam in einen Einsatzwagen gezerrt. Hintergrund sei ein Festnahmebefehl gegen Üçer wegen eines Beitrags im Kurznachrichtendienst Twitter. Der Aktivistin wird im Zusammenhang mit der Äußerung „Die Tage, an denen wir diese Stadt abfackeln, sind nah“ Volksverhetzung vorgeworfen. Üçer hatte damit gegen Femizid protestiert. Am 29. Dezember waren in Ankara vier Frauen an einem Tag von Männern ermordet worden.

„Mit der Zunahme von Frauenkämpfen nimmt auch die Gesetzlosigkeit der Polizei von Ankara zu. Die Sicherheitsbehörden sollten jedoch wissen, dass wir ihnen weiterhin den Schlaf rauben werden und unser Widerstand weitergeht. Wir werden alle Straßen in die Farbe lila eintauchen. Dieses Jahr hat mit Frauenkämpfen begonnen und wird im Zeichen des Widerstands stehen“, hieß es in einer Stellungnahme des Netzwerks Frauenverteidigung Ankara, das die sofortige Freilassung von Üçer fordert. Die Erklärung wurde am Freitag im Rahmen eines kurzfristigen Online-Treffens anlässlich der Festnahme von Buse Üçer abgegeben. Dabei wurden auch vier Aktivistinnen vom „Kollektiv studierender Frauen“ gegrüßt, die vor zwei Tagen eine Farbattacke auf die AKP-Zentrale in Ankara verübten und daraufhin vorübergehend festgenommen wurden. Die Aktion erfolgte ebenfalls als Reaktion auf den vierfachen Femizid in der türkischen Hauptstadt am Dienstag.

Auch etliche weitere Organisationen fordern die Freilassung von Buse Üçer. Als Mitglied diverser Gruppen, darunter der Frauenplattform Ankara, dem Kollektiv für Tierbefreiung und den Volkshäusern beteiligt sie sich an verschiedenen Kämpfen und ist auch über die Grenzen der türkischen Hauptstadt hinweg bekannt. Nach ihrer polizeilichen Befragung soll Üçer an ein Gericht überstellt werden.