Femizid in Silêmanî: Mann zündet schlafende Frau an

Die 21-jährige Şinyar Huner ist im Schlaf mit Flüssiggas überschüttet und angezündet worden. Die Tat ereignete sich in ihrer Wohnung in Silêmanî, der Täter ist der Ehemann. Die Mutter von zwei Kindern erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen.

In der südkurdischen Metropole Silêmanî hat sich ein Femizid ereignet. Şinyar Huner wurde von dem Mann ermordet, mit dem sie verheiratet war. Die 21-Jährige wurde am 18. Februar in ihrer Wohnung im Bezirk Kurdsat mit Flüssiggas überschüttet und angezündet, als sie schlafend im Bett lag. Heute erlag die Mutter von zwei Kindern im Krankenhaus ihren schweren Brandverletzungen.

Wie ihr Rechtsanwalt Awdêr Eli gegenüber Journalist:innen mitteilte, ist der tatverdächtige Ehemann festgenommen worden. Die Ermittlungen dauerten an, daher wolle er nicht alle Informationen zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich machen. Der Rechtsanwalt erklärte jedoch, dass Şinyar Huner sich zu der Tat geäußert habe und ihre letzten Worte aufgenommen worden sind.

Verbrennung als Methode des Femizids

Geschlechtsspezifische Gewalt bestimmt in Südkurdistan noch immer den Alltag vieler Frauen und Mädchen. Vergewaltigungen, schwere Körperverletzung, sexualisierte Nötigungen, Belästigungen, Ausbeutungen, Missbrauch und Femizide – die Facetten geschlechtsspezifischer Gewalt sind groß und betreffen Frauen und Mädchen aller sozialen Schichten und jeden Alters. Verbrennungen sind eine häufige Methode des Femizids in Südkurdistan. Oft werden Szenen konstruiert, um Femizide als Selbstmord, Unfall oder natürlichen Tod aussehen zu lassen. Im vergangenen Jahr sind mindestens fünfzig Frauen durch Verbrennungen ums Leben gekommen.

Kaum Maßnahmen für Prävention und Aufklärung

Die Organisation Freier Frauen in Kurdistan (Rêxistina Jinên Azad ên Kurdistanê, RJAK) weist immer wieder darauf hin, dass häusliche Gewalt eines der größten gesellschaftlichen Probleme Südkurdistans darstellt, das nur im Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Kräfte gelöst werden kann. Voraussetzung dafür sei die gemeinsame Haltung, Gewalt gegen Frauen zu verurteilen und zu beenden und die Betroffenen zu unterstützen. Was in Südkurdistan auf gesellschaftspolitischer Ebene fehlt, seien Maßnahmen für Prävention und Intervention, die auf die Verhinderung von Gewalt, den Schutz vor Gewalt oder aber auf die Veränderung gewalttätigen Verhaltens zielten. Öffentlichkeitsarbeit spiele eine entscheidende Rolle, wenn es darum gehe, Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen, über die Problematik aufzuklären und möglichst viele Menschen anzusprechen, um alle Bevölkerungsgruppen zu sensibilisieren. Um aber den größtenteils generationenübergreifendenden Kreislauf von Gewalt gegen Frauen zu durchbrechen, fehlt es in Südkurdistan an Maßnahmen – oder am Willen der politischen Elite.