Feministische Grüße nach Strasbourg

Seit 53 Tagen findet in Strasbourg eine Dauerkundgebung vor dem Gebäude des Antifolterkomitees (CPT) des Europarats statt. Feministinnen aus Deutschland senden Solidaritätsbotschaften.

Seit dem 23. Oktober wird im Rahmen einer Dauerkundgebung vom Antifolterkomitee gefordert, Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imralı zu besuchen, da große Besorgnis über seinen Gesundheitszustand besteht. Gestern fand in diesem Rahmen eine Demonstration in Strasbourg statt, an die Dr. med. Barbara Pade-Theisen und Feministinnen aus dem Wendland Grußbotschaften schickten.

„Mit dem Herzen bei euch“

Die Feministinnen aus dem Wendland schrieben in ihrer Botschaft:

„Wir freuen uns sehr, euch eine kurze Nachricht zukommen zu lassen. Der Anlass ist kein schöner, aber es ist gut, euch unsere Solidarität zeigen zu können. Auch wenn wir gerade nicht zwischen und mit euch in Strasbourg stehen, sind wir in Gedanken und Herzen bei euch. Wir kämpfen, wie ihr, und immer öfter auch gemeinsam mit euch, für eine Welt jenseits von Staat, Macht und Gewalt. Eine Welt, in der die Freiheit aller Menschen der Maßstab ist. In der alle Geschlechter befreit sind. In der unsere Umwelt wieder blühen kann. So eine Welt ist nicht möglich, wenn jene, die eine solch wunderschöne Welt denken können, im Gefängnis sitzen.

Abdullah Öcalan ist so ein Mensch und er sitzt seit knapp 20 Jahren im Gefängnis auf Imralı. Wir finden das unerträglich und ziehen daraus nur einen einzigen, aber folgenschweren Schluss: Wir können nicht aufhören für eine bessere, basisdemokratische Welt zu kämpfen bis alle in Freiheit leben können.

In diesem Sinne fordern wir Freiheit für Abdullah Öcalan und alle politischen Gegangenen! Jin Jiyan Azadî!“

„Dank Öcalan kennen die Menschen ihre matriarchale Frühgeschichte"

Dr. med. Barbara Pade-Theisen ging in ihrer Grußbotschaft auf die Rolle Abdullah Öcalans beim Aufbau einer neuen Gesellschaft ein und plädierte für seine Freilassung:

„Als Referentin für moderne Matriarchats-Forschung bin ich eine der leider wenigen Frauen in Europa, die um die Wurzeln ihrer Frauen-Geschichte im neolithischen „Alten Europa“ weiß. Damals führten beide Geschlechter, Frauen wie Männer, ein freies und selbstbestimmtes Leben und gestalteten ihre menschlichen Gemeinschaften gemäß mütterlicher Werte (Fürsorge, Frieden, Freiheit aller in grass-roots-Entscheidungsfindungen nach dem Konsens-Prinzip u.v.m.).

Als ich vor einigen Jahren auf die Schriften von Abdullah Öcalan und auf die Frauen-Befreiungsbewegung der Kurdinnen aufmerksam wurde, freute ich mich sehr über das von Abdullah Öcalan und den Frauen (Menschen?) in Rojava (Nord-Syrische Föderation) propagierte  Gesellschaftsmodell, das auf der Freiheit der Frauen (von ihrer Versklavung) und der Freiheit der Männer (von ihrem Machismo) gründet.

Dank Abdullah Öcalan kennen die Menschen dort nun auch die matriarchale Frühgeschichte ihres Volkes in Mesopotamien und wurden von ihm inspiriert, eine freie, geschlechter-gleichwertige, basisdemokratische und ökologische Gesellschaft auch wieder aufzubauen.

Seine Verdienste um diesen Lichtblick in unserer mit großen Sorgen gelasteten Welt sind m.E. nicht hoch genug einzuschätzen.

Als Ärztin mache ich mir größte Sorgen um seinen Gesundheitszustand angesichts der langandauernden inhumanen Isolationshaft, der er vonseiten des türkischen Staates ausgesetzt ist, und plädiere dringend für seine Freilassung.“