Erinnerung an Hêvî Gabar

Zum vierten Todestag von Hêvî Gabar haben junge Frauen an die in Berlin verstorbene Freiheitskämpferin erinnert.

„Hêvî heißt Hoffnung“

Kurdische und internationalistische junge Frauen in Deutschland haben der Freiheitskämpferin Hêvî Gabar (Gülistan Aksoy) gedacht. Das Erinnern begann mit einer Schweigeminute für alle Gefallenen des Befreiungskampfes. Danach wurden Texte vorgetragen und Ansprachen gehalten Das Gedenken endete mit der Parole „Die Gefallenen sind unsterblich“.

Hêvî Gabar ist am 25. Januar 1987 in Mêrdîn (tr. Mardin) auf die Welt gekommen und hat sich 2002 der kurdischen Befreiungsbewegung angeschlossen. Sie war lange Zeit in der Jugend- und Pressearbeit tätig und ging später zur Guerilla in die Berge. Als der IS 2014 Rojava angriff, ging sie nach Nordsyrien. Im Sommer 2014 wurde sie im Kampf gegen den IS in Til Koçer am Bein verletzt. Nach einer medizinischen Behandlung kehrte sie an die Verteidigungsfront zurück. 2015 ging sie nach Serêkaniyê (Ras al-Ain). In der Umgebung der Stadt trat sie auf eine vom IS gelegte Mine und wurde schwer verletzt.

Im Mai 2017 kam sie zur medizinischen Behandlung nach Deutschland und wurde mehrfach operiert. In geschwächtem Zustand ist sie am 26. Juli 2020 in Berlin einer Erkrankung erlegen. Sie wurde in Mêrdîn beerdigt.

Bei dem Gedenken wurde erklärt: „So wie Hêvî bereits in der Jugendarbeit, bei der freien Presse und im Kampf um die Freiheit der Frauen eine aktive und entscheidende Rolle spielte, nahm sie dieselbe Funktion auch in Rojava ein. Als die Banden von IS und Al-Nusra mit äußerster Brutalität über Rojava herfielen, sagte sich mit hunderten jungen Menschen auch unsere kämpferische Genossin Hêvî: ‚Ich muss dort sein‘. Es waren die schwierigsten Momente, als sie an der Seite ihres Volkes ein Schutzschild gegen die Besatzung wurde. An den vordersten Fronten leistete sie gemeinsam mit anderen Kämpfenden der YPJ und YPG Widerstand gegen die Invasoren. Mutig nahm sie ihren Platz bei den Offensiven für Rojava ein.

Trotz einer Verletzung, die sich Hêvî beim Kampf um Til Koçer hinzugezogen hatte, ließ sie ihre Freundinnen und Freunde nicht hinter sich. Vereint im gemeinsamen Kampf trug sie dazu bei, etliche Angriffe der Invasoren zu vereiteln. 2015 ging sie nach Serêkaniyê, ins Zentrum des Widerstands um Würde. Dort trat sie auf eine von den barbarischen IS-Banden gelegte Mine und wurde schwer verletzt.

Verletzt im Widerstand

Hêvî blieb noch etwa zwei Jahre in Rojava, wo sie ihre Verletzungen behandeln ließ. Trotz ihres versehrten Zustands blieb sie wehrhaft und widerständig. Sie gilt als erste Kriegsversehrte der Revolution von Rojava. Als solche lautete ihr Leitspruch: ‚Als Komitee der Kriegsversehrten, das in der Tradition der Öcalan-Komitees steht, muss die Linie der Gefallenen sowohl in unserem Kampf als auch in unserem Leben stets gegenwärtig sein‘. Obwohl sie kaum in der Lage war zu sprechen, wich das hoffnungsspendende Lächeln zu keinem Zeitpunkt aus ihrem Gesicht. Damals waren die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten in Rojava begrenzt, deshalb ging Hêvî nach Deutschland. Es waren schwerwiegende Verletzungen und ernsthafte Krankheiten, die sie plagten. In der Folge richtete sie ihre Augen weg vom Leben, hin zur Karawane der Unsterblichen.

Ihr junge revolutionäre Persönlichkeit, ihre kämpferische Art und ihr Widerstand an den verschiedenen Fronten des Krieges zeichneten unsere Freundin Hêvî als Exempel einer revolutionären Haltung aus, die für die Pflichten und Verantwortlichkeiten der damaligen Zeit eintrat. Ihr wegweisender Charakter und ihre stimmungsvolle Persönlichkeit, ihr Zorn und ihre Wut gegenüber dem Feind machten sie zum Vorbild und führten ihren vollkommenen Kampf vor Augen. In Zeiten, die geprägt waren vom Schmerz ihres Volkes und dem Befreiungskampf der Frau, war Hêvî Journalistin. Durch ihre Kameralinse blickte die gesamte Welt. Den jungen Frauen und Männern ihres Landes ebnete sie bei der Jugendarbeit den richtigen Weg. Dort, wo sie es für nötig hielt, ging sie in die ersten Reihen des Widerstandes und setzte im Kampf gegen die Invasion nie einen Schritt zurück.

Sie forderte den Feind heraus

Die Proletarierin der Revolution und ‚Hoffnung ihre Freund:innen‘ [Hêvî bedeutet im Kurdischen Hoffnung] lebte bis zu ihrem letzten Atemzug mit großer Begeisterung. Dutzende Male hatte sie die Henker des IS herausgefordert und einen Sieg über die errungen. Ihre Persönlichkeit verkörperte die Haltung der freien Frau, dem Weg ihrer gefallenen Freundinnen war sie stets verbunden. Ihr Verlust ist uns eine Direktive, den Kampf zu vergrößern. In der Person unserer Genossin Hêvî gedenken wir respektvoll aller Gefallener der Revolution.“